Wenn vom „Wort Gottes“ die Rede ist, dann sind normalerweise nicht einzelne Wörter gemeint, sondern Aussagen, Gebote, Gleichnisse oder die Heilige Schrift als Ganzes. Doch wie steht es mit den Wörtern? Auch auf das Sprechen bezogen gilt ja: Am Anfang war das Wort. Denn bevor wir Sätze sprechen, lernen wir einzelne Wörter. Die Wörter sind die Grundbausteine der Sprache – und weil das Denken nichts anderes als inneres Sprechen ist – auch die Grundbausteine der Gedanken. Wie ich denke – über „Gott und die Welt“ und mich selbst – das hängt nicht zuletzt davon ab, welche Wörter mir zum Bilden meiner Gedanken zur Verfügung stehen.
In der modernen Alltagssprache kommen bestimmte Wörter nicht mehr vor: Seelenheil, Sünde, Buße, Hölle, Teufel, Verdammnis, Vergebung, Gnade, Gehorsam, heilig, fromm, Demut, Erlösung, Heiliger Geist, Reich Gottes – die Aufzählung lässt sich fortsetzen. Viele Leute können mit diesen Wörtern nichts mehr anfangen. Das Wort „Gott“ erscheint nur noch in Redensarten wie „O Gott, o Gott!“ oder „Gott sei Dank!“. Auch der Name Jesus Christus kommt nicht vor in den Alltagsgesprächen, in den Zeitungen und im Fernsehen – dafür die Namen von Politikern, Fußballspielern und Popstars, von Menschen, die die Welt in den Rang von Halbgöttern erhoben hat.
Für den, der Gott sucht und um den Glauben ringt, ist es deshalb wichtig, dass er die Sprache des Glaubens erlernt. Dass er die Wörter, die in der Alltagssprache nicht mehr vorkommen, wieder (oder ganz neu) sprechen, denken und verstehen lernt. Er darf sein Denken nicht von der profanen Sprache der Welt bestimmen lassen, sondern muss sich in der Sprache des Glaubens üben – durch Lesen in der Bibel, durch das Singen von Glaubensliedern, durch Beten.
In den Ohren der ungläubigen Welt mag die Sprache des Glaubens seltsam klingen – der Glaubende aber ist in ihr zuhause.
Allein auf Gottes Wort will ich
mein Grund und Glauben bauen.
Das soll mein Schatz sein ewiglich,
dem ich allein will trauen.
(Johannes Walter)
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