David hatte viele Gefahren hinter sich gebracht: Als Kind und in seiner Jugend hütete er die Schafe seines Vaters, die er auch gegen Löwen und sogar Bären verteidigen musste. Noch als Knabe stand er gegen Goliat, einen gefürchteten und erfahrenen Kriegsmann der Philister, auf, obwohl sich das ganze israelitische Herr vor diesem Helden fürchtete. Im Erwachsenenalter wurde er von Saul verfolgt und bedrängt und fast umgebracht worden, obwohl er - David - Saul gegenüber loyal war, doch Saul passte es nicht, dass David der neue König von Israel werden sollte. Während Davids Regentschaft musste er Israel gegen viele Feinde verteidigen. Nichts desto trotz war sein Königreich gesegnet.
Doch David bildete sich nichts auf seinen Mut und nichts auf sein Königtum ein: Vielmehr war er demütig vor seinem Gott, dem er auch die eigene Schuld und das eigene Verzagen bekannte und zu dem er in Krisen- und Notzeiten um Hilfe rief. In guten Zeiten vergaß David Gott trotzdem nicht: Er dankte und lobte Ihn. Wie anders sind wir da heute!
Wenn irgend etwas schief geht, dann ist Gott für uns doch der beliebte "Sündenbock", dem man alles in die Schuhe schiebt, von der zerbrochenen Tasse über das eigene Schicksal bis hin zu Massenarbeitslosigkeit, Kriminalität und allen Kriegen. Geht es uns aber gut, dann fragen wir nicht nach Gott, dann soll Er sich aus unserem Leben heraushalten. Und wir sind dann bitter enttäuscht, wenn Er das tut und der Segen ausbleibt.
Sicher: Viele von uns haben selbst Notsituationen und leben in Verzweiflung. Die Phasen der eigenen Trauer um geliebte Personen, die verstorben sind, haben mich gelehrt, dass man Meere von Tränen vergießen kann, und wer sich mit Arbeitslosigkeit und geringen Einkünften herumschlagen muss und seinen Kindern gerade mal das Allernotwendigste zum Leben kann, der ist sicher nicht sonderlich glücklich über seine Situation. Aber ist Gott verantwortlich für das, was wir Menschen falsch machen? - Wer nicht nach Ihm in guten Zeiten fragt, der darf sich nicht wundern, wenn er Ihn in schlechten Zeiten nicht spürt.
Ich finde, wir haben Grund genug, Gott zu loben, nicht nur für Seine großartige Schöpfung, sondern auch für das, was Er für uns tut. Und dies ist nicht das theoretische Gerede eines verwöhnten Menschen, der mit dem goldenen Löffel geboren wurde und von Beruf Sohn ist, nein, meine Kindheit war arm, und nun bin ich selbst einer der Vielen, die unter Hartz IV leben, allen Bemühungen um eine Stelle zum Trotz. Depressionen und Angstzustände sind mir aus persönlicher Erfahrung leider nur allzu bekannt. Aber ich sage dies nicht, um Mitleid zu erregen - das macht eh keinen Sinn -, sondern zum Verständnis. Dennoch lobe ich Gott, denn ich habe viele Gründe dazu.
Gott ist gut zu mir, Er versorgt mich trotz allem, Er hat mir Freunde an die Seite gestellt, bei denen ich mich mehr als einmal ausweinen durfte. Und wenn ich jetzt, da ich diese Predigt schreibe, aus dem Fenster sehe, dann erkenne ich das schöne Wetter. Ich habe ein Bett, ein Dach über dem Kopf, eine warme Wohnung.
Diese Einstellung ist zugleich sehr hilfreich: Statt zu resignieren weiß ich, dass diese Lebensumstände mich vor Gott nicht wertlos machen, auch wenn Menschen die Nase über mich rümpfen mögen nach dem Motto: "Wer Arbeit will, der kriegt auch welche!" Ich frage dann immer: "Haste eine für mich!" - Dann herrscht Schweigen im Walde, was dann auch alles sagt. Aber ich weiß, dass Gott mich nicht im Stich lässt, dass Er meine Bemühungen sieht und mir deshalb nichts vorwirft. Ich bitte Ihn vielmehr, dass Er mir zeigt, wo Er mich haben will, dass Er mir Kraft schenkt und mich korrigiert, wo es erforderlich ist. (Nebenbei bemerkt darf ich mich als Gottes Großbaustelle bezeichnen, was hier nicht ironisch gemeint ist, sondern den Tatsachen entspricht).
Da ich mich von Gott getragen weiß, Seinen Trost spüre und bemerke, wie Er mich stärkt, so lobe und preise ich Ihn dafür. Das verschont mich ja auch vor Selbstmitleid und in Zeiten des Erfolgs vor Überheblichkeit; beides ist ja nicht sonderlich sinnvoll, weil man dadurch blind wird für das Machbare und Wesentliche.
Danke kann ich Gott auch sagen für die vielen Freundlichkeiten, die ich erfahre, für all das Gute, was mir begegnet. Im Frühjahr und Sommer sind es viele Touristen, mit denen ich gute Gespräche führen kann. Ich danke Gott dafür, dass ich gesund bin, dass ich Predigten zu Seiner Ehre schreiben darf, dass ich zu Ihm gehöre und eines Tages in Seinem Reich sein werde, um mit Jesus zusammen an einem Tisch zu sitzen.
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