| Lebendige Steine
Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen
verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als
lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen
Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch
Jesus Christus.
Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen
auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht
zuschanden werden.« Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die
Ungläubigen aber ist »der Stein, den die Bauleute verworfen haben
und der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des
Ärgernisses« (Psalm 118,22; Jesaja 8,14); sie stoßen sich an ihm, weil sie
nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind.
1. Petrus 2,4-8
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Nach neutestamentlicher Sicht ist der Tempel, in dem Gott angebetet und ihm Opfer
dargebracht werden, die Gemeinde, die aus lebendigen Steinen zu einem geistlichen
Haus zusammengefügt ist. Alle, die sich zur Gemeinde des Herrn zählen, sind gerufen,
sich in diesen Bau einfügen zu lassen, wobei Gott als der Bauherr jedem Stein seinen
Platz im Gefüge des Baues zuweist.
Der Grundstein, auf den dieser Bau errichtet ist, ist Jesus Christus selbst, der verschiedentlich auch als Eckstein bezeichnet wird. Jesus ist beides: Grundstein und Eckstein.
Unter Eckstein kann man den Schlussstein verstehen, der ein Gewölbe oder auch einen
Torbogen, der durch seine eigene Spannung gehalten wird, an seiner höchsten Stelle
abschließt. Nähme man diesen Stein heraus, würde das ganze Bauwerk zusammenbrechen.
Als Steine dieses Baues gehören wir zur heiligen Priesterschaft, die über das hinausgeht, was den alttestamentlichen Priesterdienst beinhaltete. Der Priester bringt Gott
Opfer dar, wobei dies heute keine Tieropfer mehr sind, sondern geistliche Opfer.
Darunter ist zu verstehen, dass wir uns Gott zur Verfügung stellen, uns in seinen Dienst
stellen lassen, was sowohl Anbetung Gottes wie auch im weitesten Sinne diakonischen
Dienst, also Wirken zum Wohle unserer Mitmenschen, zum Inhalt hat. An dieser Stelle
muss immer wieder betont werden, dass ein Glaube ohne Früchte, ohne diesen priesterlichen Dienst, nutzlos wäre.
Ich habe den heutigen Abschnitt bewusst in zwei Absätze unterteilt. Im zweiten Absatz
wird etwas anderes, aber auch ganz Entscheidendes gesagt, was ebenfalls durchgängige biblische Botschaft ist:
Am Eckstein Jesus Christus werden sich, bis zu seiner Wiederkunft, die Geister scheiden.
Die einen verwerfen ihn und die anderen bauen auf ihn. Beides geschieht bis heute. Gerufen
und eingeladen, sich auf diesen Stein zu gründen und damit für das Heil vorgesehen sind
eigentlich alle. Aber nicht alle kommen, wie es Jesus in seinem Gleichnis von der Einladung
zur königlichen Hochzeit (Matthäus 22) anspricht. Gott setzt auf Freiwilligkeit.
Von unserer Entscheidung hängt allerdings alles ab, wobei es ein Geheimnis bleibt, warum sich die einen rufen lassen und die anderen nicht. Niemand weiß, wo die Schnittstelle zwischem dem Wirken des Geistes Gottes und unserer Entscheidung ist. Nachdem wir aber dafür verantwortlich gemacht werden, liegt es auch an uns.
So werden die, die auf Jesus bauen und in der Gemeinschaft mit ihm leben, das ewige Leben erlangen. Für die, die ihn ablehnen, wird er zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Ärgernisses und letztlich zum Stein, der sie zermalmen wird. Das sind sehr ernste Aussagen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Traum des Nebukadnezar und dessen Deutung durch Daniel (Daniel 2), an dessen Ende, ohne Zutun von Menschen, ein alles zermalmender
Stein herunterkommt und alle menschlichen Reiche vernichtet. Daniel betont, dass die Botschaft dieses Traums zuverlässig ist und auf die Vernichtung der menschlichen Reiche das Reich Gottes folgt, das ewigen Bestand hat.
Wir können Gott deshalb nur dafür danken, dass wir's erkennen durften und IHN bitten, dass er unseren schwachen Glauben stärkt und uns vor Abfall und Unglauben bewahrt
und uns priesterlich dahingehend wirken lässt, dass anderen die Entscheidung für das Leben möglich wird.
Ist Gott für mich, so trete
gleich alles wider mich,
sooft ich ruf' und bete,
weicht alles hinter sich.
Hab' ich das Haupt zum Freunde
und bin geliebt bei Gott,
was kann mir tun der Feinde
und Widersacher Rott'?
Der Grund, da ich mich gründe,
ist Christus und sein Blut,
das machet, dass ich finde
das ew'ge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
ist nichts auf dieser Erd';
was Christus mir gegeben,
das ist der Liebe wert.
Sein Geist wohnt mir im Herzen,
regieret meinen Sinn,
vertreibt mir Sorg' und Schmerzen,
nimmt allen Kummer hin,
gibt Segen und Gedeihen
dem, was er in mir schafft,
hilft mir das Abba schreien,
aus aller meiner Kraft.
Wer sich mit dem verbindet,
den Satan fleucht und hasst,
der wird verfolgt und findet
ein' harte, schwere Last
zu leiden und zu tragen,
gerät in Hohn und Spott,
das Kreuz und alle Plagen,
die sind sein täglich Brot.
Mein Herze geht in Sprüngen
und kann nicht traurig sein,
ist voller Freud' und Singen,
sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
ist mein Herr Jesus Christ;
das, was mich singen machet,
ist, was im Himmel ist.
(Lied, Paul Gerhardt, 1653)
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(Autor: Jörgen Bauer) |