Das jüdische Volk hat im Laufe seiner Geschichte sehr viel Verfolgungen durchlitten; die erste große Verfolgung und Unterdrückung, von der wir wissen, fand im Ägypten der Pharaonen statt: Dabei war Jakob, der einst von seinen Brüdern aus Eifersucht als Sklave verkauft worden war, in Ägypten zu Ruhm und Ansehen gekommen. Obwohl es für die damaligen Ägypter verboten war, zusammen mit den Hebräern zu essen, weil die Ägypter die Hebräer als unrein ansahen, war Jakob der zweitmächtigste Mann im Weltreich der Pharaonen. Nur die Weisungen des Pharao selbst standen über denen Jakobs.
Aber nun saß ein neuer König auf dem Thron, der nichts von Jakob wusste und auch nichts davon wissen wollte. Für ihn waren die Hebräer willkommene Sklaven für seine ehrgeizigen Bauprojekte, denn er wollte Städte und große Pyramiden und Prachtbauten erstellen. Sklaven waren und sind billige Arbeitskräfte, um die man sich keinen großen Kopf zu machen brauchte. Sie waren ersetzbar und - so zynisch das jetzt auch klingt - nichts weiter als Verschleißmaterial, das man beliebig zu ersetzen vermochte. Ein Sklave war eine Sache, ähnlich wie ein Möbelstück. Die Griechen hielten sich Sklaven, weil es für die gebildeten Schichten der Philosophen sich nicht schickte, eine wie auch immer geartete körperliche Arbeit zu verrichten.
Die Hebräer waren aber ein sehr fruchtbares Volk: Deshalb fürchtete der Pharao, dass sie bevölkerungsmäßig zu rasch wuchsen und so insbesondere zu Kriegszeiten zu einer Bedrohung für das eigene Volk wurden. Der Befehl, allen männlichen Nachwuchs in den Nil zu werfen und damit dem Tode durch Ertrinken oder durch Krokodile preis zu geben, sollte so etwas wie eine ethnische Säuberung und die Vernichtung des jüdischen Volkes sein, denn wo es keine Männer mehr gibt, da können auch keine Kinder mehr gezeugt werden. Die Frauen hätten dann als Sexsklavinnen entweder in Tempeldiensten gestanden oder für das ägyptische Volk Kinder ausgetragen.
Doch die Hebammen, die diesen Befehl hätten ausführen sollen, fürchteten Gott und ließen sich nicht auf diesen Befehl ein. Gott beschützte sie deshalb. Wir lernen daraus, dass Gott diejenigen beschützt, die Ihn fürchten und die Ihm gehorchen, aber auch, dass das jüdische Volk, der Augapfel Gottes, nicht vernichtet werden kann und selbstverständlich auch nicht vernichtet werden darf. Jeder Holocaust ist Gott zuwider.
Für das jüdische Volk brachte das jedoch zunächst einmal eine vierhundert jährige Leidenszeit, in der sie nach Gott schrien; Not lehrt ja bekanntlich beten. Oft sind es auch die Notzeiten, die uns lehren, wieder an Gott zu denken und Ihm den erforderlichen Respekt und Gehorsam entgegen zu bringen. Das sieht man auch in der Neuzeit daran, dass in Not- und Krisenzeiten die Kirchen voll sind. Wenn es den Menschen zu gut geht, dann vergessen sie das Danken und klammern Gott aus. Wir handeln als Menschen nämlich wie der Esel, der sich auf dünnes Eis wagt, wenn es ihm zu gut geht.
Gleichzeitig hat Gott in Notzeiten die Gelegenheit, Seine Größe zu zeigen und zu dokumentieren. Die Sklaverei des jüdischen Volkes mündete in den Exodus, bei dem die gesamte pharaonische Armee in den Fluten des roten Meeres trotz all ihrer Macht ertrank. Gott zeigt, dass Er stärker ist als die größsten und mächtigsten Armeen. Es ist auch gut zu wissen, dass wir einen starken Gott haben, der uns schützen und helfen kann und dies auch tut.
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