Hiob, der sein ganzes Vermögen und auch alle seine Kinder verloren hatte, haderte mit Gott und fragte Ihn nach dem Warum. Durch das Leid fragte sich Hiob natürlich auch, warum Gott gegen Ihn zu sein schien, und auch seine Freunde machten ihm Vorwürfe und erklärten ihm, dass er ja im Grunde selbst schuld an seinem Schicksal war. In seinem Leid war Hiob auch des Lebens müde geworden, und doch erlosch der Funke nicht, mit dem er Gott trotzdem noch vertraute; deshalb tränte sein Auge zu Gott, dass Er die Entscheidung trifft zwischen dem Menschenkind und dem Freunde Gottes.
Wenn wir uns unter unseren Glaubensgeschwistern umschauen und / oder unser eigenes Leben überdenken, dann stellen wir zweifellos und unschwer fest, dass auch uns Schicksalsschläge nicht erspart geblieben sind, und vielleicht befinden wir uns selbst in einer Phase der Trauer oder der Depression. Vielleicht haben wir vom Arzt gesagt bekommen, dass wir an einer unheilbaren Krankheit sterben müssen und fragen uns, was aus unserer Frau und unseren Kindern werden soll. Auch Arbeitslosigkeit und Hartz IV sind für uns Christen nichts Fremdes. Die Liste der unschönen Situationen, in der sich Christen befinden, ist schier endlos, und doch dürfen wir wissen, dass wir selbst im grössten Leid Gott vertrauen dürfen.
Nein, das Leid nimmt Er nicht in jedem Fall weg, und oft geht es uns auch wie Hiob, der lange auf Gottes Antwort warten musste.
Vielleicht liegt es irgendwo an unserer Einstellung, vielleicht ist irgend etwas bei uns nicht in Ordnung, sodass Gott aus erzieherischen Gründen eine schwere Phase für uns zulässt. Vielleicht möchte Er auch, dass wir intensiver beten lernen oder unseren Glauben in der Glut des Leides läutern. Ein Glaube, der nur in guten Zeiten hält, ist ein Schönwetterglaube, der selbst einem kleinen Lüftchen nicht stand hält, doch ein Glaube, der auch in den grössten Stürmen des Lebens fest ist, ist echt.
Manchmal jedenfalls wird es auch so sein, dass Gott bei Christen das Leid zulässt, damit die Menschen sehen, dass unser Glaube nicht nur im Frühling und Sommer unseres Lebens standhält, wenn alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, sondern auch dann hindurch trägt, wenn es wie aus Eimern gießt und die Stürme des Lebens Taifune sind. Ein Glaube, der auch und gerade in den schlechten Zeiten des Lebens sich bewährt, beweist damit, dass er alltagstauglich ist und nicht zerbricht, sobald die ersten Regenwolken sich am Himmel zeigen. Ein Pfarrer hat in einer Predigt einmal von Mutter Lorraine aus Afrika erzählt, die so arm war, dass sie nicht wusste, was sie ihren Kindern zu essen geben sollte und sich immer wieder an Gott im Vertrauen wandte und bat, dass Er ihre Sorgen und Ihre Nöte in die Hand nimmt: Auch wenn sie rein menschlich gesehen von der Hand im Mund lebte, so wurden sie und ihre Kinder immer satt. Gottvertrauen lohnt sich also auch im Leid.
|