Gleich zu Beginn dieses Kapitels werden wir aufgefordert, zuerst zu bitten, zu beten, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und alle Obrigkeit auszuüben. Dies zeigt, dass wir Verantwortung haben füreinander, aber auch für die Menschen, die noch nicht gerettet sind. Gebet, Danksagung, Bitte und Fürbitte verändern unsere Einstellung zu den Menschen, zu den Obrigkeiten und zu denen, die Verantwortung für Staat und Gesellschaft haben. Wenn wir für unsere Minister, Ministerpräsidenten, den Bundespräsidenten und die Bundeskanzlerin beten, dann erbitten wir für sie Weisheit, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen, die gottgefällig sind. Wenn wir das tun, dann werden wir, wenn wir konsequent sind, uns nicht mehr an billigen Stammtischparolen beteiligen: Oft ist es doch so, dass dort zwar heftig Kritik geübt wird, aber niemand willens ist, Verantwortung zu übernehmen und etwas für die Gesellschaft zu tun. Wer dagegen bittet, wird selbst offen für die Aufgaben, die Gott für einen selbst bereit hält, sei es in der hohen Politik, sei es in der Kirchengemeinde, sei es in der Familie oder sei es am Arbeitsplatz.
Wenn wir für alle Menschen und unsere Obrigkeit bitten, dann wird Gott uns auch die Gnade geben, ein ruhiges und stilles Leben zu führen. Für die Menschen dieser Welt mag ein ruhiges und stilles Leben nicht erstrebenswert sein: In der Stille, in der Ruhe muss man sich selbst aushalten können. Diese Welt aber ist voller Sünde, an der man mit schuldig wird, wenn man sich darauf einlässt. Dann quält in der Stille und ruhe das Gewissen, welches den Menschen anklagt. Die Wenigsten begeben sich zu Jesus, um sich unter Sein reinigendes, kostbares Blut zu stellen, die Meisten ziehen die Flucht vor der Wahrheit vor und stürzen sich in allerlei Zerstreuungen.´
Wer dagegen gottselig lebt, der muss nicht mehr fliehen, sondern weiß sich erlöst von Sündenschuld. Der Gottselige befindet sich nicht mehr auf der Flucht, sondern weiß sich in Gottes Händen geborgen, weiß um Gott als seinen Vater, der Seine Kinder mit allem versorgt, was sie bedürfen. Der Gottselige weiß, dass er eines Tages in das Haus des Vaters ziehen wird, wo Jesus Seinen Jüngern eine Wohnung bereitet hat. Wie groß wird dort die Freude sein!
Gleichzeitig leben wir ein ehrbares Leben. Ehrbarkeit bedeutet nicht, dass wir mit Ehren, mit Orden, Verdienstkreuzen, Sonderurlauben und Ehrentiteln ausgezeichnet werden. Die Wenigsten von uns erhalten eine offizielle Belobigung. Darum geht es ja auch nicht, denn wir leben ja nicht für unsere, sondern für Gottes Ehre. Unsere Ehrbarkeit besteht darin, dass wir die Gebote Gottes nach unseren Kräften erfüllen. Nicht stehlen, nicht ehebrechen, nicht lügen sind für uns selbstverständlich. Wir ehren unsere Eltern, wir ehren unsere Senioren, und dies auch dann, wenn sie pflegebedürftig und vielleicht sogar dement sind. In unserer Familie und zu unseren Glaubensgeschwistern verhalten wir uns solidarisch, damit die Menschen sehen, dass wir Christi Gebot einhalten und einander lieben.
Unsere Bitten und Fürbitten zeigen uns auch, was die Anderen bedürfen. Wir wissen um ihre Nöte und sind bereit, ihnen zu helfen, wenn wir können. Aber auch unser Danken prägt uns: Wir sehen nicht so sehr auf das, was uns fehlt, sondern sind froh über das, was wir haben. Das nimmt sehr viel Last weg. Und oft ist es doch so, dass wir Vieles begehren, was wir nicht wirklich brauchen. Wenn ich manchmal mit meinen Bekannten rede, dann sagen sie sehr oft, dass sie im Grunde viel zu viele Staubfänger haben. Was bringt mir denn ein Kerzenleuchter - und sei er auch noch so schön -, wenn ich ohnehin keine Kerzen aufstelle? Was kann ich mit einem Eierkocher anfangen, wenn ich ohnehin keine Eier esse? Was will ich mit Krawatten, wenn ich keine trage? - Durch Danken sinken auch Begehrlichkeiten. Und wir machen es uns leichter: Sind wir dankbar dafür, wenn uns jemand hilft, dann bekommen wir auch eher Hilfe. Wenn wir Gott unseren Dank sagen, dann geben wir Ihm den Ihm gebührenden Lobpreis, dann wächst auch unser Glauben und unser Vertrauen, weil uns bewusst ist, was Er für uns getan hat und noch tut, dann vergessen wir nicht, dass wir ganz und gar von Ihm abhängig sind.
Durch Beten wächst unsere lebendige Beziehung zu Gott. Durch Beten bricht die Kommunikation mit Gott nicht ab. Wir erkennen so besser Seinen Willen und unsere Aufgaben, die Gott uns gibt. Dann wächst in uns auch die Retterliebe, denn Gott will, dass alle Menschen gerettet und keiner verloren geht. Gebet ist hier wie die Artellerie, die den Weg für die Infanterie und Kavellerie der Bekenner frei macht.
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