Die Forderung Jesu, so zu werden wie die Kinder, hat nichts damit zu tun, dass wir kindisch und albern werden sollen; auch unsere Erfahrungen brauchen wir hier nicht über Bord zu werfen. Wir dürfen und sollen weiter erwachsen sein und bleiben. Doch warum ist es für Jesus so eminent wichtig, dass wir so werden wie die Kinder?
1. Kinder sind absolut ehrlich!
Kinder sind in ihren Motiven absolut ehrlich. Ein Vater sagte einmal, dass sein jüngster Sohn absolut das Glas Apfelsaft seines größeren Bruders haben wollte und deshalb quengelte und heulte. Der Große gab ihm dann seinen Apfelsaft. Als ihn der Vater dafür lobte, sagte der Große: „Ich habe ihm meinen Apfelsaft nur deshalb gegeben, weil in seinem Glas mehr Orangensaft war.“ Sprich: Der Ältere hatte sich einen mengenmäßigen Vorteil ausgerechnet und sprach dies genauso aus.
Aber nicht nur in ihren Motiven sind Kinder absolut ehrlich; auch sonst sind sehr aufrichtig. So weiß ein Koch zu berichten: „Kinder sagen immer ganz genau, ob es ihnen geschmeckt hat oder nicht: Da kennen sie keine Gnade und kein Pardon.“ - Deshalb tut man gut daran, dass man, wenn man ein neues Rezept ausprobiert, Kinder zu befragen: Sie lassen bei ihren Äußerungen zwar in aller Regel an Höflichkeit und Taktgefühl fehlen; dafür weiß man aber ganz genau, ob ein bestimmtes Gericht oder der Kuchen bzw. die Plätzchen wirklich schmecken.
2. Kinder haben Urvertrauen!
Kinder, die in gesunden Verhältnissen groß werden, haben ein großes Urvertrauen: Verspricht man ihnen etwas, dann vertrauen sie darauf, dass sie dies auch bekommen, unabhängig davon, ob es sich nur um ein Bonbon oder um ein teures Mountainbike handelt.
Sie wenden sich auch an ihre Mutter, wenn sie Probleme haben, denn für sie ist die Mutter die klügste Frau der Welt. Gibt es etwas zu reparieren, z. B. ein Spielzeug, das kaputt gegangen ist, dann wenden sie sich an ihren Vater, der ja immer weiß, wie etwas geht. Auch wenn Kinder Schutz suchen, gehen sie ganz vertrauensvoll zu ihren Eltern.
Sicher: Als Erwachsene wissen wir, dass unsere Eltern nicht alles wissen und an ihre Grenzen kommen. Sie müssen bei einigen Fragen passen, und sie können niemals absolut gerecht sein. Das ist allzu menschlich.
Zudem wissen wir als Erwachsene, dass unsere Mitmenschen nicht immer ganz ehrlich sind: Versicherungsvertreter und Gebrauchtwagenhändler stehen in dem Ruf, mehr zu versprechen, als sie denn halten können.
Doch zu Gott können wir jenes kindliche Urvertrauen haben, das ich gerade weiter oben beschrieben habe: Gott weiß tatsächlich alles, und Ihm ist niemals etwas unmöglich. Er hört und erhört unsere Gebete. Seine Antworten lassen öfter einmal auf sich warten und fallen auch öfters anders aus, als wir erwarten, aber die Erfahrung bestätigt, dass Gott immer zum richtigen Zeitpunkt antwortet und dass das, was Er tut, immer absolut richtig ist: Gott macht niemals einen Fehler, nicht einmal den Allerkleinsten!
Gott möchte auch, dass wir Ihm vorbehaltlos vertrauen: Er liebt uns und möchte nur unser Bestes. Als Schöpfer von allem weiß Er auch immer ganz genau, was für uns gut ist und was nicht. So hat Er uns Seine Gebote gegeben, um uns anzuleiten, das richtige zu tun.
3. Kinder lassen sich beschenken!
Als Erwachsene tun wir uns sehr schwer damit, uns beschenken zu lassen. Wenn ich zum Jahreswechsel evangelistische Kalender weiter gebe, dann werde ich immer wieder gefragt, was er kostet: Die Menschen schauen mich kritisch und fragend an, wenn ich ihnen sage, dass dieser Kalender einfach ein Geschenk ist. Kinder dagegen haben keine Probleme, etwas anzunehmen.
Das wird immer wieder zu Weihnachten sichtbar: Kinder nehmen ihre Geschenke einfach an; sie freuen sich und sind dankbar, aber sie machen sich keine Gedanken darüber, wie sie sich revanchieren können, und wenn Kinder etwas schenken, dann tun sie das einfach so, ohne jede Berechnung. Es geht ganz einfach darum, dem Anderen eine Freude zu machen.
4. Kinder haben ein noch unverdorbenes Gewissen!
Wenn Kinder etwas falsch gemacht haben, wenn sie z. B. eine Birne aus Nachbars Garten gestohlen haben, dann bekommen sie ein schlechtes Gewissen. Wenn sie in der Schule beim Schummeln erwischt werden, ist ihre Scham echt. Wenn Kinder sich entschuldigen, dann meinen sie es ernst und hoffen wirklich, dass ihnen vergeben wird. Erwischen sie ein anderes Kind, dass z.B. bei „Mensch ärgere Dich nicht!“ mogelt, dann sind sie, ob des Betruges, wütend und schließen das betreffende Kind vom weiteren Spiel aus.
5. Kinder können vergeben!
So schnell Kinder in Wut geraten, so schnell sie sich „ewige Feindschaft“ schwören, so schnell können sie auch vergeben. Wird eine Entschuldigung angenommen, dann ist das so. Dann ist die Sache, um die es geht, ein für allemal erledigt. Man muss nicht befürchten, dass sie daran noch in zwanzig, dreißig Jahren denken oder es einem gar auf das Brot schmieren. Vergeben ist vergeben: Fertig!
Oft vergeben Kinder auch ohne Entschuldigung. Ein Streit ist bei ihnen schnell vergessen. Das Kind, das bei „Mensch ärgere Dich nicht!“ geschummelt hat, darf meist schon am nächsten Tag wieder mitspielen.
6. Kinder wissen sich in völliger Abhängigkeit!
Als Erwachsene meinen wir oft, wir könnten alles selbst erledigen. Nach dem Motto „Selbst ist der Mann!“ versuchen wir alle unsere Probleme alleine zu lösen. Wir bitten Gott nicht uns zu helfen. Doch Jesus spricht in Johannes 15,5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Das sind die Gründe, warum Jesus uns auffordert, so zu sein wie die Kinder.
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