Manchmal begegnen mir Menschen auf der Walz: Das sind junge Handwerksburschen, die die alte Tradition der Wanderjahre fortsetzen und für drei Jahre und einen Tag auf Tour sind, um an verschiedenen Orten und bei verschiedenen Handwerksmeistern dazu zu lernen. Ich finde, dass dies eine gute und ehrenwerte Tradition ist.
Oft komme ich mit den jungen Männern ins Gespräch: Für sie ist die Zeit sehr interessant. Sie lernen neue Orte und neue Menschen ebenso kennen wie neue handwerkliche Kenntnisse. Wenn sie dann wieder zuhause sind, haben sie ihr Wissen mehr vertieft als wenn sie in dieser Zeit daheim geblieben wären. Ältere Handwerker, die diese Tradition schon hinter sich haben, erinnern sich gern zurück an ihre Wanderjahre.
Doch alle gestehen, dass sie entweder Phasen des Heimwehs hatten oder haben. Man sehnt sich zurück nach den gewohnten Strukturen, nach Freunden, nach Verwandten, nach dem Ort, den man von klein auf kennt und mit dem man Erinnerungen an die Kindheit verknüpft: An die Kindergarten- und Schulzeit, an die Lausbubenstreiche, an die Anekdoten, deren Teil man oft selbst ist.
Und auch, wenn wir im Urlaub sind und diesen genießen, so freut es uns dann doch, wenn wir wieder zuhause angekommen sind. Die eigenen vier Wände sind einem doch vertrauter und auf Dauer angenehmer als die schönsten Feriendomizile.
Ich selbst war ja bei der Bundesmarine und kenne daher das Lied: „Wir waren im Osten. Wir waren im Westen, doch in der Heimat ist es am Besten!“ - Selbst dem größten Globetrotter, selbst demjenigen mit dem meisten Fernweh packt irgendwann die Sehnsucht nach zuhause.
Als wiedergeborener Christ allerdings weiß man, dass man hier auf der Erde keine bleibende Statt hat, dass wir hier nur auf Durchreise sind. Wir sind Fremdlinge auf Erden, Pilger, die hier unterwegs zur ewigen Heimat sind. Deshalb hängt unser Herz nicht an dieser Welt mit ihren Vergnügungen, mit ihren Oberflächlichkeiten und ihrer Vergänglichkeit. Die Menschen dieser Welt versuchen, alles mitzunehmen, nichts zu verpassen, wissen sie doch um die Begrenztheit ihrer Möglichkeiten und vor allem ihrer Zeit. Ihr Herz ist hier zuhause.
Wie schön, dass wir eine ewige Perspektive haben und das Wissen, dass es im Hause des Vaters viele Wohnungen gibt. Jesus ist bereits beim Vater, um uns, die wir wiedergeborene Christen sind, eine Wohnstatt zu bereiten. Und diese wird unbeschreiblich schön sein!
Vielleicht hat der Ein oder Andere von uns Schloss Neuschwanstein oder Schloss Sanssouci gesehen oder durfte das Schloss von Versailles besichtigen. Mancher von uns sah vielleicht die Pyramiden Ägyptens oder die großen Bauwerke in Fernost. Diese sind zweifellos sehr schön und sehr imposant, doch gegen das, was Jesus uns baut, wird dies alles nicht einmal ein Schatten der Herrlichkeit in Seinem Reich sein. Dort wird es keine Tränen mehr geben, kein Leid, keine Krankheit, keine Not, keinen Mangel, keinen Streit. Es wird Friede sein und Harmonie herrschen, und wir werden mit Ihm das Passah halten.
Offen gestanden habe ich Heimweh. Heimweh zum Hause des Vaters.
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