Manchmal frage ich mich selbst, warum Gott dies und das zulässt. Warum geschieht es, dass sich selbst treue, tiefgläubige Christen mit Langzeitarbeitslosigkeit und Krankheit herumschlagen müssen? Könnten sie nicht mehr bewirken, wenn sie alle reich und mächtig wären, grosse Staatsmänner, berühmte Künstler, auflagenstarke Autoren, prominente Schauspieler, erfolgreiche Unternehmer und Manager?
Sicher ist da irgendwo etwas dran: Der grosse Schuhfilialist Deichmann hat eine Hilfsorganisation "Wort und Tat", die insbesondere in Indien sehr viel hilft, der berühmte US-Evangelist Billy Graham hat Samaritan Purse, eine Hilfsorganisation, die besonders mit seiner Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" bekannt ist, und viele berühmte Fussballstars bekennen sich zu Jesus Christus. Weil sie Idole sind, hat ihr Bekenntnis weitreichenden Einfluss.
Doch ist es wirklich so, dass wir in unserer konkreten Lebenssituation nicht auch für Gott wirksam sein können? Ich selbst war zweimal in einer Tagesklinik, auch wenn ich nicht auf die Gründe eingehen mag, selbst lebe ich in Hartz IV und hatte diverse Ein-Euro-Jobs. Überall konnte ich bekennen: An einer Schule waren die Chick-Comics sehr beliebt, die die Schüler getrost aus meiner Jackentasche "klauen" durften. Meistens habe ich die Chicks ohnehin von einem Bekannten geschenkt bekommen, der die Beliebtheit der Chicks bei Jugendlichen erkannte. Und manche Situation konnte ich ganz konkret für ein Bekenntnis nutzen. Einem Schüler, der mich aus Jux und Tollerei immer ein wenig anrempelte - er meinte es nicht böse, es war einfach nur ein Spass, um sich einen Spruch von mir abzuholen wie: "Heute abend gehst du dafür barfuss ins Bett!" oder: "Zu Ostern kriegst du wegen deiner Rempeleien keine Weihnachtsgeschenke!" - gab ich in einer solchen Situation den Chick "Der Friedensstifter". Ob er sich bekehrt hat, glaube ich derzeit noch nicht, aber die Saat ist gesät, und es ist die Sache Gottes, das sie aufgeht. Wäre ich in die Situation gekommen, wenn ich nicht in Hartz-IV und in den Ein-Euro-Jobs wäre? So hat auch dieses einen Sinn. Selbst in der Tagesklinik konnte ich mich als Christ outen und zeigen, dass Jesus Christus für jeden gekommen ist, auch für die Kranken, die Er als Seine Brüder bezeichnet, womit Er - ohne dass es einer besonderen Erwähnung bedarf - natürlich auch die Kranken als Seine Schwestern mit einschliesst.
Und auch derjenige, der vielleicht in einem Senioren- oder Pflegeheim leben muss, weil es aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht anders geht, darf sich gewiss sein, dass er in Gottes Hand ist. Vielleicht kann er ein Bekenntnis sein für die Altenpflegerinnen und Altenpfleger, für die Verwaltungsangestellten, die Küche, die Mitpatienten. Aber auch sein Gebet ist wichtig: Gott bewirkt viel, wenn Gebete zu Ihm dringen. Auch das Gebet eines Pflegebedürftigen ist Ihm wichtig und lieb. Vielleicht hat ja sonst niemand Zeit, für einen verlorenen Familienangehörigen zu beten, vielleicht ist es gerade dieses eine Gebet, dass dafür sorgt, das Herzen bewegt werden, das Verteiler erweckt und dafür sorgt, das Missionare den richtigen Weg finden, die Botschaft weiter zu tragen.
Gott hat jedenfalls alles im Überblick, Er sieht das Grosse und Ganze. Er weiss, wo Er wen wann gebrauchen kann. Mögen uns die Wege auch schwer, verworren und verschlungen sein, so dürfen wir auch und gerade hier Gott und Seiner Macht vertrauen. Er weiss immer, was Er tut und wohin die Reise geht. Am Ende, wenn wir in der Ewigkeit sind, werden wir uns freuen, wenn wir bemerken, dass Gott uns gebraucht hat.
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