"Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden."
Matthäus 10, 39
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Selbstverwirklichung ist eines der großen Schlag- und Modeworte unserer Zeit: Es geht darum, zumindest hauptsächlich die eigenen Interessen durchzusetzen und das zu tun, was einem selbst gefällt. Viele Psychologen unterstützen das, weil sie meinen, dies sei ein gesundes Verhalten. Ist das aber wirklich so?
In unserer Gesellschaft verbreitet sich mehr und mehr der Egoismus: Die Menschen ziehen sich in das Private zurück. Kirchen, Parteien, Wohltätigkeitsorganisationen, Gewerkschaften und andere gemeinnützige Gruppen haben es immer schwerer, Menschen zu finden, die sich engagieren. Wir sind längst ein Volk aus Egoisten geworden.
Männer und Frauen wollen um jeden Preis Karriere machen, auch wenn die eigenen Familien und die eigene Gesundheit kaputt geht. Am Ende ist man sehr, sehr einsam, auch wenn man vermeintlich viele Freunde zu haben scheint. Wer sich nur um die eigene Achse dreht, fliegt am Ende doch von seinem eigenen Leben heraus.
Vor allem aber ist es so, dass wir, wenn wir unser Leben leben wollen, ein sündiges Leben führen. Unsere menschliche Natur, unsere Herzen sind schlecht von Anfang an. Schon bei Kindern sieht man das: Man muss ihnen das Laufen, das Sprechen, das Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, doch Lügen und Betrügen, Schummeln und gemein sein, das haben sie selbst drauf. Lehrer sind oft verwundert darüber, wie einfallsreich Kinder sind, neue Möglichkeiten für das Mogeln zu finden; ihre Kreativität kennt da keine Grenzen.
Auch ich kann mich da nicht ausnehmen: Als ich selbst noch ein kleiner Junge war, da habe ich einen gleichaltrigen Klassenkameraden gehabt, ich nenne ihn einfach mal Bob - in Wirklichkeit heißt er anders. Bob spielte manch schlimmen Streich und schob es anderen in die Schuhe, aber er wehrte sich nie, wenn man ihn verprügelte. In der ersten Klasse war ich selbst einmal Opfer seiner Verleumdungen. Dafür habe ich ihn dann verprügelt. Er quitschte und schrie und verpetzte mich. Das hatte natürlich Konsequenzen, die ich nicht sonderlich lustig fand, und ich verprügelte Bob noch einmal. Diesmal petzte er nicht. Aber ich hatte ein neues Hobby: Bob verprügeln. Andere, die auch unter seinen Lügen zu leiden gehabt hatten, fanden es ebenso lustig wie ich. Sie stellten sich um uns herum, ich verprügelte Bob, und wenn ein Lehrer oder ein Erwachsener kam, zog man mich weg, und ich tat so, als würde ich mit einem anderen Jungen spielen. Bob verriet mich nicht aus Angst vor noch mehr Kloppe und vor Klassenkeile. Auch wenn ich an für sich ein sanfter Junge war, so war ich Bob gegenüber sehr sadistisch.
Nun denn: Solche "Kindereien" sind vorbei. Wirklich? Rachegelüste haben wir doch selbst noch als Erwachsene. Es sind dann natürlich nicht mehr oder zumindest sehr selten die Fäuste, die dann sprechen. Dann wird eher verleumdet, gemobbt oder geklagt. Selbst wenn man weiß, dass man eine Klage verliert, lässt man es darauf ankommen. Man will, dass der "Feind" sich sorgen macht und so fort.
Doch unser sündiges Leben beinhaltet nicht nur Rache: Sie beinhaltet Lüge genauso wie Diebstahl und sei es nur eine Büroklammer. Man versucht zum eigenen Vorteil die Wahrheit zu verbiegen und sich in ein besseres Licht zu stellen. Bei der Steuer verrechnet man sich zu eigenen Gunsten. Es ist wie bei Peter Alexander im Spielfilm "Zum weißen Rössl". In seiner Rolle als Ober sagte Peter Alexander: "Ein guter Kellner verrechnet sich immer zu seinen Gunsten!" Als Witz gemeint sagt er doch eine Wahrheit aus: Wir sehen auf unseren Vorteil. Dafür machen wir sehr viel Bockmist. Frauen und Männer haben ihr Schmugeld. Man mogelt in der Schule, in der Ausbildung, man pfuscht am Bau, man schreibt als Handwerker ein paar Stunden mehr auf usw. Versicherungsvertreter und Gebrauchtwagenhändler, Politiker und Verkäufer gelten nicht gerade als Personen, deren Wahrheitsliebe sonderlich ausgeprägt wäre.
Hinzu kommen Untreue in jeder Hinsicht: Längst haben sich unsere Schamgrenzen über die Maßen geweitet. Ehebruch und außerehelicher Verkehr zählen nicht mehr als Sünde. Die wilde Ehe ist längst normal Die Sünde hat ihre Kreise gezogen. Man will sich selbst verwirklichen. Und verliert dann alles, wenn man vor dem Richterstuhle Jesu sitzt.
Aber wenn man sich auf Jesus einlässt, dann verliert man zwar sein altes Leben, gewinnt aber dafür ein anderes, ewiges, fruchtbares, gesegnetes Leben. Es ist ein Leben in Freiheit, frei von der Knechtschaft der Sünde. Frei von den Vergnügungen dieser Welt, frei von Rache, frei vom äußeren Schein. Wer sich auf Jesus einlässt, der gewinnt die Ewigkeit, der gewinnt ein schönes Leben, ein Leben in Seiner Gegenwart. Fangen wir an!
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