Wenn man auf seine Email-Adresse geht, dann kann man sehr leicht überflüssige oder nicht mehr gebrauchte Mails löschen; auf den Datenträgern eines Computers kann man ebenso einfach nicht mehr gebrauchte Texte, Briefe und Dateien löschen: Sie sind nicht mehr da.
Auch wir Menschen sind auf eine Art "Löschvorgang" angewiesen: Vor Gott sind wir schuldig und müssen deshalb von Ihm eigentlich verurteilt werden. Schon beim Propheten Habakuk Kapitel 1, Vers 13 steht zu lesen: "Deine Augen sind zu rein, als dass du Böses ansehen könntest, und dem Jammer kannst du nicht zusehen!" Sprich: Gott kann in Seiner Gegenwart keine Sünde und somit keinen Schuldigen zulassen. Gott aber liebt uns und möchte daher mit uns Kontakt haben.
Das ist im Grunde ein unüberwindliches Dilemma, so scheint es, doch Gott, allmächtig und gütig zugleich, hat hier eine Lösung gefunden: In Seinem Sohn macht Er uns das Angebot, von den Sünden reingewaschen zu werden. In Johannes 3, 16-18 lesen wir:
Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
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Der Glaube an Jesus rettet uns, doch dafür müssen wir Jesus in unser Leben einladen. Dann wird Er uns die Schuld vergeben. Wichtig ist auch das tägliche Vater unser, weil wir täglich uns verfehlen. So heißt es im Vater unser unter anderem: "Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben." (Matthäus 6,12). Wir dürfen uns darauf verlassen, dass Er die Sünden vergibt, doch dafür sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen.
Erste Voraussetzung:
So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.
1. Johannes 1, 9 (Luther 1912)
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Zweite Voraussetzung:
Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben, Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben
Matthäus 6, 14-15 (Luther 1912)
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Wir müssen unsere Sünden vor Gott bekennen: Dies bedeutet nicht nur, dass wir zugeben müssen, überhaupt und generell gesündigt zu haben, sondern - soweit als möglich - die Sünde genau benennen und auch die Umstände derselben. Es ist auch sinnvoll, sich bei dem Betreffenden selbst soweit als möglich zu entschuldigen. Natürlich kann ich mich bei Niemandem direkt entschuldigen, den ich aus den Augen verloren habe, doch ich kann mich entschuldigen - zumindest brieflich oder via Email - wenn der Betreffende noch irgendwie erreichbar ist. Der günstigste Umstand für eine Entschuldigung ist allerdings, sich direkt und ganz persönlich zu entschuldigen.
Aber auch unsere Bereitschaft, anderen zu vergeben, muss da sein. Was ist unsere Entschuldigung denn wert, wenn wir erwarten, dass man uns ein Kapitalverbrechen vergibt, während wir nicht bereit sind, dem Nachbarsjungen den verhältnismäßig läppischen Diebstahl eines Apfels aus unserem Garten zu verzeihen? Das ist so wie mit dem Knecht, der vom König eine große Summe Geldes erlassen bekam, selbst aber nicht bereit gewesen ist, seinem Kollegen selbst eine deutlich kleinere Summe zu erlassen. So lesen wir in Matthäus 18, 23-35:
Darum ist das Himmelreich gleich einem König, der mit seinen Knechten rechnen wollte. Und als er anfing zu rechnen, kam ihm einer vor, der war ihm zehntausend Pfund schuldig. Da er's nun nicht hatte, zu bezahlen, hieß der Herr verkaufen ihn und sein Weib und seine Kinder und alles, was er hatte, und bezahlen. Da fiel der Knecht nieder und betete ihn an und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, ich will dir's alles bezahlen. Da jammerte den Herrn des Knechtes, und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch. Da ging derselbe Knecht hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Groschen schuldig; und er griff ihn an und würgte ihn und sprach: Bezahle mir, was du mir schuldig bist! Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis daß er bezahlte, was er schuldig war. Da aber seine Mitknechte solches sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten vor ihren Herrn alles, was sich begeben hatte. Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du Schalksknecht, alle diese Schuld habe ich dir erlassen, dieweil du mich batest; solltest du denn dich nicht auch erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? Und sein Herr ward sehr zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis daß er bezahlte alles, was er ihm schuldig war. Also wird euch mein himmlischer Vater auch tun, so ihr nicht vergebt von eurem Herzen, ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler.
Matthäus 18, 23-35 (Luther 1912)
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Vergebung zu empfangen setzt auch voraus, Vergebung geben zu können. Erfüllen wir beide Voraussetzungen, so vergibt Gott unsere Schuld völlig und gedenkt ihrer nicht mehr. In Jesaja 1, 18 lesen wir: "So kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden." Ist unsere Sünde vergeben, dann ist sie für Gott erledigt, und dies ist der wichtigste Löschvorgang, den wir vornehmen können.
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