David hatte Erfahrung mit boshaften Feinden: Es war ja nicht nur Saul, es war späterdings auch sein Sohn Absalom, und es waren die Feinde Israels, mit denen er als König Kriege führen musste. Bedrohlich stark waren die, die gegen ihn kämpften, und David wusste: "Ich brauche Gott."
Immer wieder rief er Gott an wie in diesem Psalm. Dabei wird auch sein Vertrauen offensichtlich. Gottes Hilfe wird nicht ausbleiben für den, der innig betet und an Gottes Macht und Hilfe glaubt. Doch wir lernen hier noch mehr: David betet nicht etwa: "Hilf mir mal, Amen!" Nein, er fordert Gott ganz gezielt auf, ihm ganz konkret zu helfen. Dabei nennt er das Problem beim Namen, nämlich seine boshaften Feinde und die Führung seiner Sache, seines Rechts. Ganz konkret bittet er Gott, dass der Herr zu den Waffen greift und sich aufmacht, ihm zu helfen. Und er bittet Gott, die Feinde zu zerstreuen.
Dabei weiß David auch aus Erfahrung, dass Gott mit den Seinen ist: Deshalb freut er sich im Herrn, und er lobt Gott mit all seinen Knochen in dem er in Vers 10 folgendes ausdrückt: "Alle meine Gebeine sollen sagen: HERR, wer ist dir gleich?" Vom Scheitel bis zur Sohle freut sich trotz aller Widerwärtigkeiten, die von außen kommen, David am Herrn. Wir hingegen klagen Gott sehr schnell an, selbst, wenn es um Bagatellen geht.
David weiß auch, dass Gott falsche Zeugen von den Richtigen auseinander halten kann. Dabei kennt David auch den Druck, den man beim Warten auf Gottes Eingreifen verspürt: Oft scheint es uns so, als würde Gott uns nicht zuhören, nicht zur Hilfe kommen oder sich zumindest verspäten. Das Gefühl des ohnmächtigen Wartens kennt jeder von uns. Mancher bittet oft jahrzehntelang um eine Sache, z. B. um die Bekehrung eines nahen Angehörigen. Aber Gott will uns damit nicht quälen, sondern unsere Geduld stärken, unsere Zuversicht, unsere Ernsthaftigkeit Ihm gegenüber.
Zugleich zeigt dieser Psalm auch, dass wir uns für den Frieden einsetzen sollen, dass wir niemand falsch anklagen dürfen, auch wenn dieser still und schüchtern ist und sich nicht wehren kann. Wir dürfen niemanden hassen, schon gar nicht ohne Grund. Wie oft sind wir voreingenommen gegen jemanden, weil dessen Kleidung uns nicht gefällt? Wir sehen den Flecken an der Hose, aber nicht die wichtige, schmutzige Arbeit, die jemand gemacht hat, damit unsere Strassen nicht im Müll verkommen. Wir rümpfen die Nase über die, die unseren Unrat entsorgen und mögen sie nicht und denken dabei nicht daran, wie schwer diese Arbeit ist. Oft sind es also nur die Vorurteile, die uns feindlich denken lassen. David hat dies am eigenen Leibe gespürt und zur Sprache gebracht.
Wie David - das lernen wir auch in diesem Psalm - dürfen wir uns an Gott wenden und Ihn bitten, wenn wir in Not sind, wenn wir ausgegrenzt werden, wenn wir von bösen Feinden umgeben sind oder sonst ein Problem haben. Wenn Er uns dann geholfen hat, dann dürfen wir das Lob nicht vergessen und den Dank nicht. Das macht mir dieser Psalm bewusst.
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