Als Maria ihre Cousine Elisabeth besuchte, wusste Maria bereits, dass sie schwanger war, und auch Elisabeth wusste, dass ihre Cousine den Retter und Erlöser Jesus gebären sollte. Elisabeth freute sich über den Besuch Marias, und ihr eigenes, noch ungeborenes Kind, welches als Johannes der Täufer den Weg des Herrn ebnen sollte, hüpfte im Bauch Elisabeths voller Freude über diesen Besuch. Maria war voller Lob und Dank Gott gegenüber; deshalb erhob die Seele Mariens den Herrn: Sie wusste, dass sie ohne Ihn verloren sein würde und sah die außergewöhnliche Güte, die ihr zuteil geworden ist.
Aber auch ihr Geist freute sich Gottes, ihres Heilandes: Sie wusste, auf welch dünnem Eis sie aus menschlicher Sicht war, denn sie war schwanger ohne geehelicht zu haben, und der Hinweis, dass die Frucht ihres Leibes vom Heiligen Geist kommt, wäre ihr als Gotteslästerung ausgelegt worden: Beides wäre in der damaligen Zeit jedes für sich genommen bereits Grund genug gewesen, sie zu steinigen. Trotz dieser Schwierigkeiten freute sie sich den Herrn und nahm sogar einen beschwerlichen Weg auf sich, um Elisabeth ihre Freude kundzutun.
Haben wir auch die Freude im Herrn? Steht die Freude über unsere Erlösung in unseren Augen geschrieben? Wir sind erlöst, doch sehen wir auch erlöst aus? Oder gehen wir mit Trauerminen durch die Welt, die an die Heiligendarstellungen des Mittelalters erinnern? - Es ist unser großer Fehler, nicht erlöst auszusehen, obwohl wir es sind, und deshalb vergessen wir allzu oft, Gott zu loben und zu preisen und Ihm die Ehre, die Ihm zweifellos gebührt, zu geben.
Maria war sich bewusst, dass Gott die Niedrigkeit Seiner Magd angesehen hatte: Es war kein falscher Stolz in ihr, sondern Dankbarkeit. Sieht das bei uns genauso aus? - Oft sind wir doch stolz auf das, was wir für den Herrn tun und vergessen, dass es nicht an unserem Wollen oder Laufen, an unserem Einsatz und unserem Kampf, sondern von Gottes Segen abhängig ist, ob die Saat, die wir ausstreuen, aufgeht. Wir meinen, alles selbst erledigen zu müssen statt den Herrn um Kraft, Weisheit und Segen zu bitten. Und wenn uns die Ehre Gottes zuteil wird, dann preisen wir Ihn immer noch nicht und wundern uns, wenn Er uns Seinen Segen entzieht.
Große Dinge hat der Herr an uns getan: Nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich unser Land, und wir haben die Wiedervereinigung. Wir sind versorgt, uns geht es noch relativ gut. Wo aber ist unser Dank dafür? Wir meckern darüber, dass wir eine Brille brauchen, danken aber Gott nicht dafür, dass es Brillen gibt. Und wenn wir keine Brille brauchen, dann ärgert es uns auch, statt dass wir Ihm Dank entgegenbringen, dass es so ist.
Uns ist auch nicht mehr so wirklich bewusst, dass Gott heilig und mächtig ist, dass Gott den Stolzen, den Hoffärtigen widersteht. Er will unsere Demut, Er will, dass wir uns so sehen wie wir sind: Als Sünder. Aber selbst diejenigen, die sich selbst als Sünder outen, relativieren das noch und verweisen darauf, dass andere schlimmer sind und blenden aus, dass Gott in Seiner absoluten Majestät viel zu heilig ist, um auch nur die allerkleinste Sünde zu ertragen in Seiner Gegenwart. Wir weisen auf unsere Guttaten anstatt Gott zu danken und dafür zu ehren, dass wir dies tun dürfen.
Wie viele fühlen sich groß ob ihrer Macht und ihres Reichtums, doch Gott kann nicht nur geben, sondern auch nehmen. Selbst mächtige Weltreiche sind untergegangen, und die römischen Kaiser sowie die Pharaonen, die gottgleich verehrt wurden, sind längst nur noch Geschichte. Gott aber war, ist und bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er gibt und nimmt Macht und widersteht denen, die Ihn ausblenden.
Diejenigen aber, die Ihn fürchten, die Ihm die Ehre geben, an denen beweist Er Sein Erbarmen von Geschlecht zu Geschlecht. Seinen Diener Israel - die Gläubigen also - richtet Er auf und verhilft ihnen letzten Endes zum Sieg. Stimmen wir in den Lobpreis der Maria ein und preisen Gottes übergroße Güter, die Er reichlich an uns verschwendet!
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