In unseren Freundeskreis nehmen wir längst nicht jeden auf, und je enger die Freundschaft werden soll, umso kritischer sind wir. Auch Unternehmen wählen ihre Mitarbeiter kritisch aus: Schließlich hängt davon ihr eigenes Überleben ab. Schlechte Mitarbeiter verderben das beste Geschäftskonzept und sind somit ein Existenzrisiko; diese Tatsache gilt selbst für internationale Großunternehmen.
Aus diesem Grunde tun wir gut daran, unsere Gemeinden rein zu halten. Sicher: Wir bestehen aus fehlbaren und sündigen Menschen, und keiner von uns kann sich frei davon sprechen, selbst zu fehlen und zu sündigen. Manchen kapitalen Bock schießen wir selbst in unserem fortgeschrittenen Glaubensleben.
Deshalb sind wir ja auf die Gemeinschaft und die Unterstützung unserer Glaubensgeschwister angewiesen: Ihre Vergebungsbereitschaft trägt uns. Vergebung aber ist keine Einbahnstraße: Auch wir müssen vergeben, sonst vergibt uns Gott nicht! Diese existentielle und grundlegende Wahrheit finden wir wiederholt in der Bibel.
Doch wir müssen alle Bosheit ablegen und damit den alten Menschen: Gott erwartet von uns, dass wir uns durch Seine Gnade heiligen lassen. Wer gelogen oder gestohlen hat, soll es nicht weiter tun. Vielmehr ist uns geraten, uns zu entschuldigen und unser Leben zu bereinigen. Sündigen wir weiter wie bisher, dann stellt sich doch automatisch die Frage, wie echt unsere Bekehrung ist.
Überall aber gibt es Menschen, die meinen, Gnade sei billig. Immer wieder begegnen wir auch solchen Zeitgenossen, für die die Bekehrung nur ein vordergründiges Lippenbekenntnis ist in der Erwartung, gesellschaftliches Ansehen zu bekommen, Freunde zu gewinnen oder Geschäftskontakte aufbauen zu können. Beiden ist gemeinsam, dass sie sich nicht verändern lassen wollen. Mögen sie auch Gottesdienste und Bibelkreise besuchen und sich in der Gemeinde engagieren, so verfolgen sie immer noch eigene Interessen.
Aber wie glaubhaft ist ihr Zeugnis und ihr Leben, wenn sie nach wie vor dasselbe wie vorher tun? Wir nehmen einem Alkoholiker ja auch nicht irgendwelche Therapieversuche ab, wenn er durch sein Verhalten zeigt, dass er gar nicht trocken werden will. Ein Schüler, ein Auszubildender oder ein Student, der nicht lernen will, wird das Klassen- und Ausbildungsziel nicht erreichen. Auch wenn man noch so begabt und geradezu genial ist, gilt die Binsenweisheit: "Ohne Fleiß keinen Preis!"
Wer sich bekehrt, der hat ja Jesus gebeten, dass Er ihn verändert. Auch ich habe dieses Gebet gesprochen. Wenn diese Bitte ernst gemeint ist, dann bin ich bereit, mich von Ihm auch verändern zu lassen. Das heißt, ich muss mein böses Tun einsehen und Jesus bitten, mir die Kraft und die Gnade zu gewähren, davon loszukommen. Es nützt nichts, Jesus zu bitten, dass man ehrlich wird, wenn man pardu weiter lügen will.
Wenn man sein Leben nicht nach christlichen Werten ausrichten möchte, dann muss man sich fragen, was man in einer christlichen Gemeinde zu suchen hat. Ich habe ja auch nichts in einer Umweltschutzpartei zu suchen, wenn ich endlos viel Müll produziere und recycelbare Dinge nicht auf den Schrott gebe. Ich habe nichts in der Friedensbewegung zu suchen, wenn ich eine militante Einstellung habe.
Gleichsam muss die Gemeinde darauf achten, dass ihre Mitglieder sich wirklich bemühen, sich nach der Bibel auszurichten. Das Fehlverhalten eines Einzelnen kann eine ganze Gruppe in Verruf bringen. Wenn ein einzelner Soldat sich besonders übel daneben benimmt, schließt man auch auf die ganze Bundeswehr. Ist ein Hotelangestellter unfreundlich, dann schließen wir auf das ganze Haus.
Natürlich sind alle Mitglieder auch nur Menschen und damit fehlbar. Nobody is perfekt. Doch wenn der Wille auf ein heiliges Leben nicht gegeben ist und ein Mitglied sich nicht ändern möchte, dann erhebt sich die Frage, ob nicht ein Ausschluss besser ist. Auch wenn man für Veränderungen Zeit braucht, so muss das Bemühen und der Trend in die richtige Richtung erkennbar sein. Wir dürfen nicht den Fehler begehen, alle Augen zuzudrücken, nur um eine besonders hohe Zahl an Gemeindemitgliedern zu haben. Es kommt auf die Heiligung jeden einzelnen Mitglieds, also auf Qualität an.
Wer sich z. B. weiterhin an Zukunftsdeuter wendet, zeigt dadurch ja, dass er Gott nicht wirklich glaubt und Ihm nicht vertraut. Wer solches tut, zeigt zugleich seinen Ungehorsam. Es ist ebenfalls besser, einen Wahrsager aus der Gemeinde auszuschließen, als dass er die Gläubigen verführt.
Durch eine konsequente Haltung zeigen wir, dass es uns ernst ist mit unserer Heiligung. Genauso, wie wir die Gemeinderäume sauber halten, müssen wir auch unsere Gemeinde moralisch sauber halten. Ein schmutziger Gemeinderaum ist wenig einladend, eine moralisch verdorbene Gemeinde alles andere als überzeugend.
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