"... Als nun das Volk sah, dass Jesus nicht da war und seine Jünger auch nicht, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kapernaum und suchten Jesus. Und als sie ihn fanden am andern Ufer des Sees, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hergekommen? Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid. Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist ..."
Johannes 6, 22-59
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Brot ist das Grundnahrungsmittel Nummer 1: Das war schon zu allen Zeiten so. Deshalb haben Bäcker mit einem ihrer Werbeslogan gar nicht so unrecht: "Altes Brot ist nicht hart: Kein Brot ist hart!" Diejenigen Leserinnen und Leser, die die Nachkriegszeit noch erlebt haben und die Not, die damals herrschte, wissen viel besser als ich, wie wahr dieser Spruch ist. Und auch wir, die diese Not nicht erleben mussten, wissen, dass der Spruch: "In der Not isst der Teufel die Wurst auch ohne Brot!" bestenfalls ironisch sein kann. Trockenes Brot ist alle Mal besser als gar kein Brot.
In Deutschland haben wir heutzutage Glück: Brot ist überall relativ preisgünstig zu haben; man kann es bei handwerklich orientierten Bäckern genauso kaufen wie bei industriellen Backfilialen und in Supermärkten. Wir sind sogar das Land mit den weltweit meisten Brotsorten. Selbst Fachkräfte blicken da nicht mehr ganz durch: Dinkel-, Roggen-, Schwarz-, Bio- und sonstige Brote gibt es in den verschiedensten Variationen. Die Brotabteilungen in großen Einkaufszentren und die Frühstücksbuffets in Großhotels zeigen, wie zahlreich dieses Angebot ist.
Doch ein Brot gibt es bei keinem Bäcker, bei keiner Großhandelsfiliale, in keinem Supermarkt: Es kann ja auch nirgends hergestellt werden. Das ist das Brot des Lebens, und dieses Brot ist Jesus, der eigens vom Himmel kam, um uns vor dem ewigen Tod zu retten.
Dieses Brot können wir auch nicht so essen wie eine Scheibe Toast, nein, wir müssen eine lebendige Beziehung zu Jesus haben. Das klingt oberflächlich gesehen pointiert, zynisch. Doch weil dieses Brot Jesus selbst ist, müssen wir der Tatsache ins Auge sehen, dass wir zu Ihm eine lebendige Beziehung haben müssen. Jesus ist unsere geistliche Speise, wenn wir uns mit Seinem Wort, der Bibel beschäftigen und zu Ihm beten. Jesus ist das Wort. So steht geschrieben:
"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. ... Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."
Johannes 1, 1-14
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Aus diesem Grund ist die Bibellese auch so wichtig.
Aber Brot muss man auch verdauen; das Brot, das wir morgens zum Frühstück zu uns nehmen, wird durch die Stoffwechselprozesse unseres Körpers verdaut; so nehmen wir die guten Nährstoffe des Brotes auf. Lesen wir die Bibel, müssen wir das Gelesene auch in gewisser Weise verdauen. Es ist nicht damit getan zu wissen, was wir gerade gelesen haben. Wir mögen die Bibel regelrecht in- und auswendig kennen, doch damit haben wir sie nicht wirklich verdaut. Ein Brot nährt uns ja auch nicht, wenn wir wissen, wie man es backt. Die Bibel "zu verdauen" bedeutet, sie zu verstehen. Wir müssen also uns mit dem Wort auseinandersetzen, es beleuchten, darüber nachdenken und beten. Wir müssen Gott selbst fragen, was Er uns damit sagen möchte.
Um es noch besser zu verstehen, tun wir auch gut daran, christliche Literatur zu lesen, uns in Bibelkreisen zu treffen und auch Gottesdienste zu besuchen und intensiv auf die Predigten eines bibelgläubigen Priesters zu hören. So verstehen wir immer besser, was Gott uns sagen möchte.
Aber Gottes Wort will nicht nur verstanden, sondern auch umgesetzt werden. Was nützt es, wenn wir im "Vater unser" bitten: "Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden" und machen dann doch das Gegenteil von dem, was Gott von uns erwartet? Gottes Wille ist auch nicht damit getan, dass wir das lassen, was Gott nicht will wie z. B. lügen, stehlen oder morden, obwohl das ein sehr guter Anfang ist, sondern indem wir tun, was Er möchte.
Die Umsetzung Seines Willens muss eingeübt werden; auch hier ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Je mehr wir aber das tun, also einüben, was Gott von uns erwartet, um so leichter fällt es uns. Keine Sekretärin tippt von Anfang an 500 - 600 Anschläge die Minute. Noch kein Marathonläufer stellte einen Weltrekord ohne vorheriges Training auf. Kein Boxer wurde Weltmeister ohne vorher intensiv geübt zu haben. Man fährt ja auch immer besser, je länger man hinter dem Steuer sitzt. Köche sind erst dann so richtig kreativ, wenn sie eine entsprechend lange Berufserfahrung haben.
Ich staune immer wieder darüber, wie leicht berufserfahrene Handwerker Lösungen für ein handwerkliches Problem finden, auch wenn ein solches noch nie in ihrer Praxis aufgetreten ist. Ältere Autofahrer sind nicht deshalb besser, weil ihre Reaktionen so gut sind: Meistens ist ihr Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen weitaus geringer als bei jungen Autofahrern, doch weil sie - die Älteren - mehr Erfahrung haben, wissen sie, wie man in einer entsprechenden Situation zu reagieren hat. Das geht uns mit dem Worte Gottes ähnlich: Je mehr wir es einüben, um so leichter fällt uns das.
Wenn wir uns intensiv mit Gottes Wort beschäftigen, dann werden wir auch dem glauben, der von Gott gesandt ist, nämlich Jesus Christus selbst. Nicht nur Jesu Jünger, sondern auch die Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrten forderten gleichwie das Volk von Jesus Zeichen und Wunder; wer eine lebendige Beziehung zu Jesus hat, der erfährt nicht nur, dass die in den Evangelien überlieferten Wunder historische Tatsachen sind, sondern erfährt selbst in seinem Leben genügend Zeichen Seiner Liebe. Ich selbst konnte mich durch Sein Wirken von meiner Labilität lösen und bemerke, wie Er mehr und mehr meine seelischen Probleme heilt.
Jesus stößt auch niemanden hinaus: Er nimmt die Reichen, die in den Nadelstreifen, die Topmanager, die Angesehenen, Berühmten, Schönen und Beneideten aber auch die Hilfsarbeiter, die in schmutziger Kleidung, die Kranken, diejenigen, die in der Gosse gelandet sind, ob durch eigene Schuld oder völlig unschuldig. Jesus nimmt diejenigen, deren Parfüm sehr gut riecht, aber auch diejenigen, bei denen man sich die Nase zuhält. Er nimmt auch alle, die irgendwo dazwischen sind. Durch Sein Raster fällt niemand, der ehrlich zu Ihm kommt. Es spielt für Jesus keine Rolle, ob man schöne blaue Augen hat, ob man groß und stark ist oder ob man hässlich, klein und schwach zu Ihm kommt. In einem christlichen Kinderlied heißt es deshalb sinngemäß ganz richtig: "Dicke Leute, dünne Leute, kluge Leute, dumme Leute, große Leute, kleine Leute ..."
Jesus zitiert Jesaja 54, 13: "Sie werden von Gott gelehrt sein!" Das habe ich ja oben schon beleuchtet, und ich kann sagen: Gott ist ein guter Lehrmeister. Wir brauchen da keine Angst zu haben, den Stoff in der vorgegebenen Zeit nicht zu verstehen; wer sich auf Gottes Belehrungen einlässt, muss nicht fürchten, am Ende "durchs Abi zu rasseln". Wenn Du Dich ehrlich auf Gottes Belehrungen einlässt, dann macht Gott Dir alles begreiflich, was Du verstehen musst. Da verstehst Du schon, wie etwas funktioniert. Dann weißt Du, wie es geht.
Das Brot des Lebens zu essen bedeutet, niemals mehr geistlichen Hunger zu haben, Sein Blut zu trinken bedeutet, niemals mehr geistlichen Durst zu haben und nie mehr in einer geistlichen Dürre zu leben. Es bedeutet, von Gott zu lernen, Erkenntnis zu gewinnen und weise zu werden. Gott schenkt Weisheit auch den "Bildungsfernen". Und das, was man lehrt, ist interessant, toll, praktikabel und trägt Früchte für Zeit und Ewigkeit.
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