Wir sind Waisen geworden, vaterlos, unsere Mütter zu Witwen.
Unser Wasser trinken wir um Geld, unser Holz kommt uns gegen Bezahlung zu.
Unsere Verfolger sind uns beständig auf dem Hals; werden wir müde, so gönnt man uns keine Ruhe......
Klagelieder 5, 3-21 Schlachter 1951
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Vers drei erkennt, dass wir ohne Gott zu Waisen werden, die keinen Vater haben, dass die Mütter dann wie Witwen sind: Frauen und Kinder waren damals auf ihre Väter angewiesen, weil die Väter die Ernährer der Familie waren. Das war noch bis in die 1960iger Jahre hinein bei uns gang und gäbe, und es war für eine Frau keine Schande, keiner Erwerbsarbeit nachzugehen, sondern als Hausfrau und Mutter für die Familie da zu sein.
So wie die Väter die alleinigen Ernährer gewesen sind - teilweise sind sie es ja auch heute noch, und in einigen Kulturen ist es ja heute noch so üblich -, so ist Gott unser Versorger, derjenige, von dem wir alles haben. Gleichzeitig zeigt es uns, wie Gott ist, nämlich väterlich: Väterlichkeit ist etwas Wunderbares, etwas, was wir uns wünschen. Dabei setzen wir zwar Väterlichkeit mit einem gewissen Maß an Strenge und Konsequenz gleich; Mütter sind in aller Regel nachgiebiger. Aber gibt uns diese Strenge nicht zugleich die Möglichkeit zu lernen, konsequent zu sein und überlegt zu handeln?
Väterlichkeit besteht ja nicht allein aus Strenge, sondern auch aus Fürsorge: Gute Familienväter tun alles für ihre Familie, damit diese all das hat, was sie braucht: Kleidung, Unterkunft, Ernährung, Wärme, medizinische Versorgung, Ausbildung. Viele sind deshalb auch froh, wenn sie in der Berufsausbildung oder während der Einarbeitung einen väterlichen Freund haben, weil das die Person ist, die einen anleitet, die einen Tipps gibt und dafür sorgt, dass man sich zurechtfindet. Väterlichkeit hat zudem auch eine Schutzfunktion. Ein guter Vater beschützt die Seinen so gut er kann. Viele Väter verloren ihr Leben, um Schaden von ihrer Familie zu wenden.
Diese Eigenschaften treffen in vollkommener Weise auf Gott zu; allerdings trennt uns Sünde von Gott. Wir sind selbst daran schuld, wenn wir verwaisen, also losgelöst von Gott sind. Wer sich in unserer Welt auch nur oberflächlich umschaut, der stellt sehr rasch fest, wohin das führt; dafür braucht man nicht einmal sehr viel Fantasie. Doch alleine schaffen wir es nicht zurück zu Gott. Wir sind nicht imstande, den Weg zurück zu Gott zu finden. Nicht umsonst nennt uns Jesus deshalb Schafe, denn das sind die einzigen Tiere, die nicht zurück zu ihrem Herrn finden. Pferde, Esel, Ochsen, Ziegen, Schweine und Hunde finden zurück zu ihren Futtertrögen, nicht aber das Schaf. Ohne Hirten sind sie hoffnungslos verloren.
Deshalb bittet Jeremia in Vers 21 Gott, die Seinen zurückzuführen. Gott sandte deswegen Seinen eingeborenen Sohn in die Welt, damit Er als das Licht der Welt alle diejenigen zurückführt, die sich ihrer Verwaistheit, also ihrer Schuld und ihrer Unfähigkeit, vor Gott bestehen zu können und zurück zu finden, bewusst sind und sich die Rückkehr zu Gott wünschen. Wenn wir Jesus als unseren ganz persönlichen Retter und Erlöser annehmen, dann wird unsere Verwaistheit aufhören, denn denen, die Jesus aufnehmen, gibt Er die Macht, Kinder Gottes zu heißen. Gott ist dann unser Vater, und unsere Verwaistheit hat ein Ende. Die bereinigte Schuld lässt dann unsere Tage so werden wie früher, in denen die ersten Menschen, Adam und Eva, eine reine, glückliche Beziehung zu Gott hatten. Wir kommen wieder in die Gemeinschaft mit Gott selbst und werden eines Tages zusammen sein mit Gott und unseren Vater sehen von Angesicht zu Angesicht.
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