"Cool sein!", - das ist ein Modewort unter den Jugendlichen, doch im Grunde möchte jeder Mensch - auch die Älteren und Reiferen unter uns - mehr oder weniger "Cool sein". Will sagen: Man ist stets entspannt, locker, leger und damit auch ein Stück weit lässig. Das wirkt sich dann auch im Berufsleben aus: Bloß nicht verrückt machen, schließlich wird man auf Stunde bezahlt, und was macht es schon, wenn ein Fehler geschieht?
Sicher: Man soll sich wirklich nicht verrückt machen lassen, denn dann wird man nervös, hippelig und unkonzentriert. Hier besteht die Gefahr weitaus grösserer Fehler. Das aber entschuldigt kein lässiges Verhalten, bei dem Einem alles egal ist, denn auch die allerkleinsten Fehler können große Auswirkungen haben. Bei der Inspektion und Wartung sowie bei der Reparatur von Flugzeugen sind daher die Vorgaben sehr streng: Fehlt auch "nur" ein kleiner Schraubendreher, so bleibt die Maschine solange am Boden bis das Werkzeug gefunden ist. Kommt er nämlich in die Düsen, so ist ein Absturz so gut wie vorprogrammiert.
Aus unserem Alltag im Straßenverkehr wissen wir, dass manche Panne an unserem Auto vermeidbar gewesen wäre, wenn unsere Werkstatt nicht eine Kleinigkeit übersehen hätte, und mancher Unfall, in dem wir vielleicht selbst verwickelt gewesen sind, hat gezeigt, dass ein großer Sachschaden wegen einer kleinen Unaufmerksamkeit oder einem kleinen Fahrfehler entstanden ist. Selbst wenn die kleinen Fehler jeder für sich genommen noch keine großen Schäden verursachen, so ist dennoch die Summierung oft fatal: Auch Kleinvieh macht schließlich Mist.
Deshalb sollen wir gerade in der Reich-Gottes-Arbeit nicht lässig sein. Es geht ja hier nicht um das Schreiben eines Einkaufszettels, bei dem es egal ist, ob wir Butter mit einem oder zwei t geschrieben haben, solange wir erkennen, was wir kaufen wollen oder müssen, sondern es geht um das Heil der Seelen von Menschen. Von unserer Arbeit hängt ab, ob Menschen gerettet werden oder nicht, ob sie auf ewig verloren gehen oder gerettet werden.
Es zeigt aber auch unsere Einstellung, die wir Gott gegenüber haben: Wenn wir lässig sind, müssen wir uns die Frage stellen, wie wir zu Gott stehen, ob Er uns egal ist, ob unsere Frömmigkeit und unser Christsein nur Fassade oder ob Beides echt ist. Die Menschen merken früher oder später sehr wohl, ob jemand ihnen etwas vorspielt oder ob es ernst gemeint ist. Eine Predigt über Friedfertigkeit macht keinen Sinn, wenn man danach von der Kanzel steigt und nichts Besseres zu tun hat als einen Streit vom Zaun zu brechen. Mir nimmt auch keiner Vergebungsbereitschaft ab, wenn ich ihm irgendwelche Kindereien aus der Schulzeit vorhalte und ihn spüren lasse, dass ich darüber immer noch wütend bin.
Sind wir aber gründlich in dem, was wir tun, dann vermeiden wir viele Fehler. Das nimmt zwar eine gewisse Zeit in Anspruch, die jemand, der alles nur überfliegt, spart. Aber gerade diese Ersparnis rächt sich oft, weil dann Fehler ausgebügelt werden müssen, die bei gründlicher Arbeit vermieden wären. Während meiner Zeit als deutscher Zivilangestellter bei der US-Army hatte ich zwei Arbeitskollegen, von denen einer immer rasch mit der Reparatur von Geräten fertig war, während der Andere viel Zeit brauchte. Bei Letzterem allerdings gab es so gut wie keine Mängelrügen, bei Ersterem jedesmal. Letzterer war unter dem Strich schneller als unser Hektiker. Bedenkt man, dass es sich dabei unter anderem um Feldtelefone handelte, mit denen im Ernstfall rasch ein Sanitäter gerufen werden konnte, dann ist auch ersichtlich, dass hier in der Reparatur eine gründliche Arbeit sogar lebensrettend sein kann. Dasselbe gilt natürlich auch für Sanitäts- und Feuerwehrfahrzeuge. Doch auch im Privaten hängen Schicksale davon ab, ob gründlich gearbeitet wird oder nicht: Wer mit seinem Wagen zu einem Vorstellungsgespräch fährt und liegen bleibt, weil die Werkstatt geschlampt hat, der hat verloren und rutscht vielleicht sogar in Hartz-IV. Besonders bitter ist das, wenn man Frau und Kinder hat.
Wenn wir in der Reich-Gottes-Arbeit schlampig sind, dann arbeiten wir in die Hände des Teufels, der Freude daran hat, die Menschen zu verderben. Wir müssen uns auch immer bewusst sein, dass wir der Brief sind, in dem die Menschen lesen. So, wie wir uns darstellen, wird letztendlich das Christentum wahrgenommen. Wenn wir unfreundlich, unzuverlässig und bösartig sind, setzt man die Lehre Christi mit diesen Eigenschaften gleich. Man schließt ja auch auf das Auftreten eines Einzelnen auf die Gruppe, die Organisation, den Betrieb, die Partei zurück. Deshalb kann ein Einzelner sehr viel verderben.
Erfahren uns die Menschen als gründlich, zuverlässig, diskret, hilfsbereit und zuvorkommend, dann fangen sie auch an, sich dafür zu interessieren, warum wir so erfrischend anders sind, und wir können ihnen die Frohe Botschaft bringen. Die besten Predigten, die ich über Nächstenliebe bekommen habe, war die Ausführung derselben.
Auch und gerade unsere Kinder lernen durch das Beispiel. Wenn sie von ihren Eltern erfahren, dass Christentum nicht nur sonntags für ein Stündchen in der Kirche stattfindet, dass das Christentum nicht nur aus Bibel- und Hauskreisen und Freizeitaktivitäten besteht, sondern etwas ist, dass alltagstauglich in der Praxis Bestand hat und ausgelebt werden kann, dann nehmen sie ein Beispiel daran. Für Kinder ist es nicht nachvollziehbar, wenn man am Tisch nur deshalb betet, weil man es so gewohnt ist und es immer so war; wenn sie dagegen erleben, dass das Gebet von den Eltern ernst gemeint ist und sie an einen Gott glauben, der dieses Gebet hört und erhört und sich auch darüber freut, dass gebetet wird, dann werden Kinder auch das Beten lernen. Kinder haben nämlich ein sehr gutes Gefühl dafür, ob jemand ihnen etwas vorspielt oder ob er das, was er sagt, auch wirklich ernst meint.
Für uns selbst ist es wichtig, gerade in der Reich-Gottes-Arbeit gründlich zu sein: So lernen wir, Gottes Gebote einzuhalten. Je mehr wir üben, Gottes Willen zu tun, um so besser werden wir darin. Das kann man ja auch in anderen Dingen feststellen: Große Pianisten haben auch sehr viel Klavierstunden absolviert und geübt, bevor sie darin virtuos geworden sind. Kein Goldmedaillengewinner, kein Europa- oder Weltmeister, kein Rekordhalter hat es ohne Übung geschafft. Auch Töpfern will gelernt sein, und jeder Sternekoch fing mit dem Aufbrühen von Kaffee und dem Braten von Spiegeleiern an.
Natürlich werden wir hier auf dieser Erde niemals perfekte Menschen; Fehler bleiben also nicht aus. Wichtig dabei ist, daraus zu lernen und Gott um Vergebung und um Veränderung zu bitten. Oft, ja sogar meistens, ist es notwendig, sich auch bei Menschen zu entschuldigen. Das hat aber den Vorteil, dass wir das nächste Mal überlegter sind, aber auch, dass Menschen sehen, dass wir zu unseren Fehlern stehen und bereit sind, die Konsequenzen zu tragen. Wenn sie dann auch sehen, dass wir aus den Fehlern gelernt haben und es besser machen, dann gewinnen wir an Achtung und Glaubwürdigkeit. Gleichsam ist Gründlichkeit auch wie das gründliche Lernen in der Schule: Ein Schüler, der seine Hausaufgaben nur hinschmiert, hat Zeit verschwendet. Faule Schüler, die nur am Ende des Jahres lernen, um gerade noch versetzt zu werden, haben mehr Arbeit und Aufwand als einer, der gleich von Anfang an mitarbeitet. Vor allem bleibt beim Letzteren mehr Wissen hängen, und er tut sich auch in den höheren Schuljahren und letztendlich im Leben leichter.
Eine gründliche Reich-Gottes-Arbeit lässt uns aber auch im Glauben und im Vertrauen auf Gott wachsen. Wir werden dadurch stärker und christozentrischer. Doch auch in Moral und Anstand wachsen wir. Wer Gottes Gebote einhält, wird automatisch ehrlicher, friedlicher und freundlicher. Wir selbst ersparen uns Neid und Hass, die uns nur selbst belasten. Für das persönliche Wohlbefinden ist es besser, wenn wir vergeben können. Die Gründlichkeit in der Reich-Gottes-Arbeit wird zum Segen für uns und für Andere.
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