Wer heutzutage sein Leben nach christlichen Werten ausrichtet, bemerkt sehr bald, dass seine Umgebung die Nase über ihn rümpft und er Gegenstand von feinem bis hin zu einem recht derben Spott wird. In den Massenmedien wird ebenfalls sehr viel dafür getan, dass wiedergeborene Christen als lächerlich erscheinen: Evangelikale werden mit Radikalinskis jeder Coleur gleich gesetzt und oft als ebenso gefährlich eingestuft wie religiöse Terroristen, die sich in die Luft sprengen und dabei erpicht darauf sind, möglichst Viele "Ungläubige" mit in den Tod zu reißen. Auch mit Rechtsextremisten wird man in einen Topf geworfen, und wer es wagt, darauf hinzuweisen, dass Homosexualität aus biblischer Sicht eine Sünde ist, erntet den Vorwurf der Diskriminierung und der Homophobie.
Schon Josua spürte, dass es nicht Viele sind, die treulich dem lebendigen Gott folgen: Während er das Land Kanaan erkundete und einen sehr genauen Bericht nach besten Wissen und Gewissen gab, machten seine Brüder dem Volk das Herz verzagt, sodass sie sich zunächst nicht trauten, jenes verheißene, gelobte Land einzunehmen wie der Herr es befohlen hatte. Solche Situationen sind nicht einfach, weil jeder Einwand uns in der Ausführung des göttlichen Willens langsamer macht und beständige Gegenrede bei einem selbst früher oder später Zweifel aufkommen lässt. Es ist daher sehr wichtig, in einer lebendigen, beständigen Beziehung zu Gott zu leben, also im Gebet, in der Bibellese und in der Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern. Hilfreich ist aber auch das Lesen entsprechender Sekundärliteratur, also die Auslegungen über die Schriften.
Mir selbst hat es zudem geholfen, mich mit den Biografien großer Glaubenshelden wie Livingstone oder George Müller zu lesen: Sie selbst erfuhren Prüfungen und Widerstände, ließen sich aber nicht beirren. Bereits die Bibel berichtet uns nicht nur bei Josua, dass sich Glaubensvorbilder nicht beirren ließen.
Vorher hat schon Noah unbeirrt über eine lange Zeit hinweg die Arche gebaut und dafür sehr viel Unverständnis und Spott geerntet: Niemand außer seiner Frau und seinen Söhnen mit ihren Gattinnen glaubten an eine große, bevorstehende und reinigende Flut. Noah baute überdies sehr lange an der Arche: Sicher hat auch er sich die Frage gestellt, ob er das Richtige tut, ob er Gott richtig verstanden hätte.
Bei der Mission geht es uns sicherlich ähnlich: Wir verteilen Traktate und stoßen ebenso auf Ablehnung und Unverständnis, und manchmal sind wir sehr lange im Glauben und erleben nicht, wie sich jemand aufgrund unseres Einsatzes bekehrt. Ich selbst weiß von keinem, der sich aufgrund meines Zeugnisses bekehrt hätte und habe mir oft genug die Frage gestellt, warum ich es tue. Dabei habe ich aber eingesehen, dass die Frage lauten muss, was ich besser machen kann und wo ich Jesus bitten muss, mich zu verändern, damit Menschen erreicht werden, die auf der Suche sind.
Es kommt darüber hinaus ja auch nicht darauf an, ob ich mitbekomme, dass sich jemand bekehrt: Wichtig ist, dass ich den Samen ausstreue so gut ich kann. Bei der US-Army hatte ich einen gläubigen Kollegen, der den Herrn vor mir bekannte, und in einer Stuttgarter Kirche fand ich einmal ein Chick-Traktat mit dem Titel "Warum weint Maria?" Weder mein Kollege noch derjenige, der das Chick-Traktat ausgelegt hatte, haben erfahren, dass ich mich bekehrt habe und sie maßgeblich daran mit beteiligt sind.
Oft verstehen wir nicht, warum Gott uns bestimmte, oft auch leidvolle Wege gehen lässt. Sicher wäre es für uns angenehmer, wenn alles um uns herum Friede, Freude, Eierkuchen wäre, wenn wir Erfolg hätten, wenn wir gesund blieben, wenn uns kein Schicksalsschlag treffen würde, doch wüssten wir, ob wir dann dem Herrn noch folgen würden? - Manchmal kommt Leid über uns, damit wir das Beten nicht verlernen. Auf jeden Fall weiß Gott, wie viel wir ertragen können und wacht darüber, dass wir nicht überfordert werden. Und natürlich hat Er das Große, Ganze im Blick, aber auch jedes noch so kleine, unbedeutende Detail. Er weiß also genau, warum Er uns diesen oder jenen Weg gehen lässt. Vielleicht erreichen wir durch eine Krankheit einen Arzt, eine Krankenpflegerin, eine Apothekenangestellte, einen Mitpatienten. Vielleicht sind wir in der Arbeitslosigkeit, um Zeugnis zu sein gegenüber anderen Betroffenen. Vielleicht gehen wir durch Trauer und merken eventuell selbst nicht, dass diejenigen, die uns trösten wollten und ganz sicher uns auch in dieser Situation getröstet haben, selbst gestärkt nach Hause gehen. - Gottes Wege sind wunderbar, auch wenn wir sie nicht oder zumindest nicht gleich und / oder nicht ganz verstehen, aber wie Noah und Abraham dürfen wir wissen, dass Gott mit uns ist.
Wir dürfen Gott also folgen. Dies ist aber kein blindes Folgen, kein Kadavergehorsam, keine büro- und technokratische Pflichterfüllung von Krämerseelen. Jesus hat uns ja gezeigt, dass wir mit gesundem Menschenverstand an die Aufgaben, die Er uns stellt, heran gehen sollen. Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht umgekehrt. Sprich: Die Gebote sind für uns Menschen gemacht worden und nicht wir Menschen für die Gebote. Da müssen wir die Prioritäten richtig setzen, und Jesus hat uns das vor gemacht: Natürlich war und ist Er dagegen, dass wir den Tag des Herrn kommerzialisieren; dennoch dürfen wir an Seinem Tag Gutes tun, etwa Kranke besuchen, einen lieben Freund anrufen, einen Einsamen mal zum Essen oder Grillen einladen usw. Jesus hat ja auch darauf hingewiesen, dass Priester am Sabbat durch den Gottesdienst arbeiten und einen Knaben beschneiden, der dann acht Tage alt ist, ohne dadurch in Sünde und Schuld zu fallen. Auch David geriet mit seinen Leuten nicht in Sünde und Schuld, als er die Schaubrote aß, die den Priestern vorbehalten gewesen sind und jeder Andere mit dem Tod bestraft wurde, der sie unberechtigt aß. Doch aufgrund der Gegebenheiten hatten David und seine Männer keine andere Möglichkeit, ihren Hunger zu stillen und waren deshalb ohne Sünde.
Das heißt: Bei dem Tun des göttlichen Willens ist es nicht verboten, das Gehirn einzuschalten, ja, Gott erwartet das von uns sogar. Wir sind als Christen also gut beraten, wenn wir unseren Verstand nicht an der Garderobe abgeben. Gott verlangt von uns nicht, dass wir alle Genies dieser Welt übertreffen, und nicht jeder hat dieselbe Intelligenz wie der Andere, aber das Potential, welches wir haben, dürfen wir einsetzen, ja, Gott will das sogar. Dort, wo es uns an Weisheit mangelt - und wem von uns mangelt es nicht an Weisheit? - schenkt uns Gott das, was uns noch fehlt. Das gilt auch in allen anderen Bereichen. Deshalb können wir Ihm auch unbedingt folgen, allen Zweifeln und Widerständen zum Trotz.
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