Gerade liegt die vierzigtägige Fastenzeit hinter uns: Manch einer verzichtete während der zurückliegenden 40 Tage auf Alkohol oder das Fernsehen. Als Kinder versuchten wir, auf Süssigkeiten zu verzichten; schliesslich war ja Fastenzeit.
In der katholischen Kirche ist der Freitag traditionell der Fasttag; an diesem Tag sollten, nach einem Kirchengebot, die Menschen auf Fleisch verzichten und Fisch essen. Allerdings habe ich nie verstanden, warum man ein an Land lebendes Tier an einem Freitag nicht essen durfte, ein im Wasser lebendes Tier trotzdem.
Besonders streng ist das Fasten heute noch für Viele am Karfreitag, wo man auf Fleisch verzichtet. Für meine Eltern war der Verzehr von Fleisch - selbst von Wurst zum Frühstück oder auch nur einer Fleischbrühe, mit der man eine Suppe würzt - eine Art Todsünde. Für mich war allerdings nicht nachvollziehbar, warum man sich ausgerechnet an Karfreitag, an ausgerechnet diesem einen Kirchengebot, hielt und dies mit einer Vehemenz, die beinahe schon fanatisch war, während man sich den Rest des Jahres eigentlich nicht um Kirche und Glaube scherte. Ja, irgendwie war man überzeugt, dass es einen Gott gibt, irgendwas wusste man von Jesus und der Kreuzigung sowie von Seiner Auferstehung, und drei, vier Bibeln standen ja auch im Bücherschrank. Das war es dann.
Beim Fasten allerdings darf es uns nicht um die blinde Einhaltung bestimmter Fasttage oder Fastgebote gehen; Gott verlangt unsere Liebe und keine blinde Pflichterfüllung. Wenn wir aus Liebe zu Ihm fasten, dann machen wir darum keine grosse Sache, dann geht es uns darum, Ihm unsere Liebe zu zeigen. Wir wollen Gott damit eine Freude machen, wir wollen Gott zeigen, dass wir uns auf Ihn konzentrieren.
Dann kann Fasten uns auch helfen, unseren Glauben zu vertiefen: Wenn wir die Zeit, in der wir auf eine bestimmte Fernsehsendung verzichten, dazu nutzen, in der Bibel zu lesen oder im Gebet zu verbringen oder vielleicht beides kombinieren, dann macht Fasten wirklich Sinn. Wenn wir auf unsere Lieblingsspeise verzichten, um uns zu disziplinieren, damit wir ernst machen mit der Umsetzung der Gebote Jesu, dann werden wir dadurch auch wachsen.
Allerdings soll unser Fasten immer mit Verstand geschehen: Für mich als übergewichtigen Erwachsenen würde ein Tag, an dem ich mal gänzlich aufs Essen verzichte, sicher mal gut tun, doch es ist bestimmt nicht empfehlenswert für Diabetiker, nicht für Alte, Pflegebedürftige, auch nicht für Schwerarbeiter oder Schwangere und auch nicht für Kinder im Wachstum. Gott will nicht, dass wir uns durch Fasten Schaden zufügen.
Unser Fasten soll auch nicht deshalb stattfinden, um anderen zu zeigen, welch tolle Christen wir sind oder um vorzugeben, dass wir starke Persönlichkeiten sind. Das Fasten soll unsere Beziehung zu Gott vertiefen helfen, unseren Glauben, unser Vertrauen vergrössern. Es muss uns um die Beziehung zu Gott gehen. Dann macht Fasten Sinn.
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