Es wird viel für die Evangelisation getan: Die Plakatmission sorgt dafür, dass Plakate an signifikanten Stellen geklebt werden, und viele Christen kennzeichnen ihre Autos und ihre Zweiräder mit einem christlichen Aufkleber. Sogar an einem Hausbriefkasten sah ich einen Fisch, mit dem der Adressat sein Christsein bekannte. Viele Briefkastenaktionen finden statt, und es werden viele Evangelisationen - auch in Zelten - veranstaltet. Viele Gemeinden nehmen den Missionsbefehl Jesu ernst und veranstalten sowohl evangelistische Gottesdienste als auch evangelistische Hauskreise und Gemeindeabende, Gemeindefeste und Gemeindetrödelmärkte, um so Außenstehende anzusprechen.
Die meisten Bekehrungen aber geschehen durch Beziehungen: Hier ist es eine gläubige Großmutter, da ist es ein gläubiger Nachbar, dort ist es ein gläubiger Arbeitskollege. Der ein oder andere Schüler kam durch seinen Religionslehrer oder durch einen Klassenkameraden zum Glauben. Oder es waren die Eltern, der Onkel, die Tante, Geschwister, Cousins, Cousinen, Bekannte, Pfarrer, der Hausarzt, das Pflegepersonal eines Krankenhauses oder eines Seniorenstifftes. Was war und ist hier das Überzeugende?
Es sind Menschen, denen man anmerkt, dass sie etwas anders machen, dass für sie Glaube nicht nur etwas ist, was man sonntags eine Stunde lang im Gottesdienst ausübt, sondern dass Glaube für sie den Alltag bestimmt. Ich habe Christen als hilfsbereit und verständnisvoll erlebt. Viele Christen engagieren sich in den Tafeln, in Wärmestuben und ähnlichen Sozialeinrichtungen; ohne sie wäre der Sozialstaat schon längst zusammen gebrochen. Selbst bei "weltlichen" Hilfsorganisationen und gemeinnützigen Einrichtungen wie dem Roten Kreuz, den Frewilligen Feuerwehren und dem THW engagieren sich Christen.
Viele Stiftungen wurden von Christen gegründet: Pfarrer Heldring hat die Bethesda-Stiftung gegründet, um das Los seelisch kranker Menschen zu erleichtern. Sabine Ball mit ihrer in Dresden ansässigen Stiftung für benachteiligte Jugendliche und Pfarrer Siegelkow mit seinem Verein "Die Arche" für Kinder aus finanzschwachen Familien habe ich ja schon oft erwähnt; sie alle leben Christentum und überzeugen mit ihren Hilfsangeboten.
Auch mir haben Christen in den Krisenzeiten meines Lebens oft geholfen: Eine Christin, die einen Schuhladen betrieb, ein christliches Ehepaar, das zu Beginn der 1970iger Jahre einen Tante-Emma-Laden führten, halfen uns sehr, als mein Vater nach einem Betriebsunfall zunächst einmal völlig ohne Geld dastand. Nachdem meine Mutter gestorben war, haben Christen mich getröstet und aufgefangen. Ich wäre ganz sicher nicht Christ, wenn es nicht Christen gegeben hätte und geben würde, die Christentum glaubwürdig leben.
Dazu gehört natürlich oft Geduld, Langmut, Sanftmütigkeit, Liebe, Hilfsbereitschaft und Friedfertigkeit. Es gehört dazu aber auch die Kenntnis der Bibel, in denen Gott uns zeigt, wie wir leben sollen. Vertrauen zum Beispiel verdient man sich mit Ehrlichkeit, und die Erfahrung der Älteren sichert man sich, wenn man Vater und Mutter, aber auch graue Häupter ehrt.
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