| Gott gehorchen
Aber er wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich, Satan, von mir! du bist mir ärgerlich; denn du meinst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist. Matthäus 16,23 (Luther 1912) |
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Überaus harsche Worte, die Jesus hier zu einem seiner Jünger sagt.
Gar nicht "liebevoll", wenigstens nicht nach menschlichen Maßstäben.
Auf den heutigen Vers bin ich durch eine "kleine Predigt", veröffentlicht
in einer Zeitschrift, des Prälaten Rolf Scheffbuch gekommen, die mich
nachdenklich gemacht hat. Wie ist das mit dem "Menschlichen" und
worin besteht der Unterschied zum "Göttlichen"?
Der Begriff "menschlich" wird umgangssprachlich sehr häufig gebraucht.
"Menschlichkeit" gilt als positiv und erstrebenswert und ist gewissermaßen
ein Gütesiegel. Es ist hier ganz ähnlich wie mit der kurzschließenden Folgerung, dass das, was natürlich ist auch gut sein muss.
Denn eines darf nicht vergessen werden: "menschlich" ist nicht nur ein wohlmeinendes positives Verhalten. Auch ungute Reaktionen sind auf ihre Weise
"menschlich", weil zum menschlichen Verhalten gehörend. Und hier stellt
sich die Frage "Was ist gut?" Oder besser: "Was ist in Gottes Augen "gut"?
Der Aussage Jesu war vorausgegangen, dass Jesus seinen Jüngern seine
Leidenszeit angekündigt hatte, was Petrus dazu brachte, Jesus beiseite zu
nehmen und anzufahren: "Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur
nicht!" Das war eine typisch menschliche und ganz natürliche Reaktion.
Petrus wollte ganz einfach nicht, dass Jesus Übles widerfährt.
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Und so, wie Petrus, können auch wir, in bester und wohlmeinendster Absicht,
versuchen, jemanden von einem absolut notwendigen Tun abzuhalten. Wie oft
ist "menschlich" aber auch nur eine Entschuldigung, um Problemen oder
Entscheidungen aus dem Wege zu gehen oder ein unrechtes Tun zu verniedlichen.
Was mir an dieser Aussage Jesu besonders auffällt ist, dass es hier nicht um
den Unterschied von "menschlich" (positiv) und "menschlich"(negativ) geht, sondern dass Gottes Maßstäbe andere sind und wir uns schwer damit tun, zu erkennen was Gottes guter Wille ist, der uns langfristig zum Besten dienen soll.
Hier dringt etwas von dem durch, dass wir Sünder sind und, wie Paulus schreibt,
in uns nichts Gutes ist, sondern wir uns allesamt, auf die unterschiedlichste
Weise "menschlich" verhalten und damit Gott nicht gefallen können. Auch ein
Petrus macht davon keine Ausnahme.
Ist es denn nun etwas Schlimmes, sich in einem guten Sinne menschlich zu
verhalten? Ich denke, dass Jesus das nicht gemeint hat. Ganz im Gegenteil.
Die Aussage Jesu soll uns lediglich zur Vorsicht mahnen, damit wir nicht vorschnell etwas "Gutes" tun, was in Gottes Augen nicht gut sein kann.
Diese Woche sprach wieder jemand davon, dass man einer Frau "helfen müsse".
Es ging dabei um eine Abtreibung, die in einem menschlichen Sinn als "positiv"
gesehen wurde. Das ist vielleicht ein besonders krasses Beispiel, an dem aber
deutlich wird, wie relativ das mit dem "Menschlichen" ist.
An der Reaktion Jesu sehen wir, wie entschieden und ohne Ansehen der
Person der heilige Gott manchem "Guten" gegenübersteht. Und so meint es
Jesus mit Petrus gut, wenn er ihn zurechtweist. Und das ist eigentliche Liebe,
auch wenn es auf den ersten Blick anders erscheint.
Wir können hier eigentlich nichts anderes tun, als uns unsere Sinne und unseren
Verstand immer wieder durch das Wort der Schrift und den Geist Gottes schärfen
zu lassen.
Liebster Jesu, wir sind hier,
dich und dein Wort anzuhören;
Lenke Sinnen und Begier
auf die süßen Himmelslehren,
dass die Herzen von der Erden
ganz zu dir gezogen werden.
Unser Wissen und Verstand
ist mit Finsternis umhüllet,
wo nicht deines Geistes Hand
uns mit hellem Licht erfüllet.
Gutes denken, Gutes dichten
musst du selbst in uns verrichten.
O du Glanz der Herrlichkeit,
Licht vom Licht aus Gott geboren,
mach uns allesamt bereit,
öffne Herzen, Mund und Ohren!
Unser Bitten, Flehn und Singen
laß, Herr Jesu, wohl gelingen!
Vater, Sohn, Heiliger Geist,
dir sei ewig Preis und Ehre!
Tröst die Herzen allermeist
mit dem Wort der reinen Lehre
hier in diesen Sterblichkeiten,
bis wir dort dein Lob ausbreiten.
(Lied, Tobias Clausnitzer, 1663)
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(Autor: Jörgen Bauer) |