Es geschah aber, als sie ihre Reise fortsetzten, da sprach einer auf dem Weg zu ihm: Herr, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst! Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel des Himmels haben Nester; aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann. Er sagte aber zu einem anderen: Folge mir nach! Der sprach: Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben! Jesus aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Es sprach aber auch ein anderer: Herr, ich will dir nachfolgen; zuvor aber erlaube mir, von denen, die in meinem Haus sind, Abschied zu nehmen! Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes!
Lukas 9,57-62 (Luther 1912)
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Jesus Christus hat nie jemanden etwas vorgemacht und tut dies auch jetzt nicht; deshalb weist er den Schrifgelehrten, der ihm folgen möchte, darauf hin, dass die Füchse und die Vögel unter dem Himmel Nester haben, der Menschensohn aber nichts hat, wo er sein Haupt hinlegen kann. Anders ausgedrückt: Wer sich auf Jesus einlässt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er sein gewohntes Leben aufgibt und quasi in ein für ihn unbekanntes Land geht. Es ist ähnlich wie der Exodus, den die Hebräer zu überstehen hatten: Sie verließen die Fleischtöpfe Ägyptens und brachen auf in ein Abenteuer, dass sie nur mit einem starken Gottvertrauen bestehen konnten.
So ist es mit uns: Wir verlassen unsere Gewohnheiten und damit das, was uns sicher gibt. Doch den Hebräern gleich verlassen wir auch die Sklaverei, die lastend auf uns drückt: unser Ägypten ist die Sklaverei der Sünde. Aber genauso wie Gott die Hebräer versorgt und behütet hat, dürfen auch wir uns sicher sein, dass Er uns behütet, wenn wir Jesus als ganz persönlichen Retter annehmen, und ganz gleich, wie lange unsere Wüstenwanderung hier auf der Erde noch dauern wird: Am Ende unseres irdischen Lebens kommen wir in das gelobte Land Seines ewigen Königreichs.
Dieser Weg ist eine Herausforderung: Wir selbst wissen nicht, wo es lang geht und was uns alles begegnen wird. Wir müssen bereit sein, auf Gott unbedingt zu vertrauen und Ihm die Führung überlassen. Es muss uns klar sein, dass wir in dieser Welt keine Heimat mehr haben, also nichts, wo wir in dieser Welt unser Haupt hinlegen können. Besser ausgedrückt: Wir leben zwar noch mitten in dieser Welt, aber wir sind nicht mehr von dieser Welt.
Jesus fordert uns auf, Ihm nachzufolgen. Das hat auch Trennungen zur Folge. Wir gehören nicht mehr zu den Toten; tot sind in geistlicher Hinsicht nämlich alle, die Jesus nicht haben. Wir sind von den Toten zu den Lebendigen übergegangen. Wer sich zu Christus bekennt, wird manchen lieb gewonnenen Freund verlieren, und manchmal werden wir auch von der Familie missverstanden und ausgegrenzt. Es muss uns klar sein, dass das eindeutige Bekenntnis zu Christus Jesus eine Entscheidung ist, mit der wir anecken. Mögen die, welche wir kennen, in anderer Hinsicht noch so tolerant sein: Hier werden wir kaum Toleranz finden. Dabei müssen wir stark sein und Ausgrenzungen in Kauf nehmen. Die Entscheidung für Jesus fällt nämlich ganz oder gar nicht: Hier gibt es keine Halbheiten, keinen goldenen Mittelweg, keine Kompromisse. Entweder wir gehören zu Jesus oder nicht.
Wer sich auf die Nachfolge Jesu eingelassen hat, der darf nicht - wie einst die Hebräer beim Exodus - zurückschauen auf das, was hinter ihm liegt. Genau wie die Bauern, die, wenn sie pflücken, nach vorn zu schauen haben, müssen auch wir auf dem Ackerfeld Gottes nach vorne schauen, damit wir nicht das große Ziel aus den Augen verlieren. In Jesus, der uns von aller Schuld reingewaschen hat und reinwäscht, haben wir unsere Vergangenheitsbewältigung ja schon hinter uns. Sicher werden wir, wenn wir uns auf Jesus eingelassen und ein neues Leben in Ihm begonnen haben, uns bei manchen Menschen entschuldigen und das, was wir falsch gemacht haben, versuchen, wieder gut zu machen. Sprich: Wenn wir jemanden bestohlen oder betrogen haben, dann sollen wir, soweit es möglich ist, uns bei dem / der oder den Betreffenden entschuldigen und sehen, dass wir hier Ersatz leisten. Aber das hat nichts damit zu tun, dass wir zurückschauen und uns ausstrecken nach den Fleischtöpfen unseres Ägyptens. Wir dürfen nicht mehr in alten Gewohnheiten verhaaren, die vor Gott nicht in Ordnung sind. Es gilt, uns auf Sein Wort einzulassen und im Glauben voranzuschreiten.
Die Nachfolge Christi ist eine sehr ernste Angelegenheit. Sie bedarf allergrößter Konsequenz. Aber am Ende steht - wie schon gesagt - das gelobte Land: Im Hause des Vaters hat uns Jesus eine Wohnung bereitet.
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