Von einem Saulus zum Paulus zu werden, das ist schon sprichwörtlich geworden, wenn jemand von bösen Wegen abkehrt und auf einmal vernünftig, gütig und menschlich wird. So ging es auch Paulus von Tarsus, der zunächst als Pharisäer mit Namen Saulus die Christen mit allem Eifer verfolgte und zu vernichten versuchte, weil er die Lehre für gotteslästerlich und gefährlich hielt. Als Stephanus, der erste Märtyrer, gesteinigt wurde und starb, hatte Saulus großes Gefallen an dessen Tod. Die Verfolgung der Christengemeinde zu Jerusalem war dem Saulus ein Herzensanliegen, und er freute sich sicher darüber, dass er dort die Gemeinde auflösen konnte und die Mitglieder entweder zu töten oder zumindest zu zerstreuen vermochte. Unter den Christen jedenfalls war er gefürchtet.
Saulus holte sich vom Hohen Rat die Erlaubnis, die Christen in Damaskus zu verfolgen. Als römischer Staatsbürger kooperierte er damals mit den römischen Behörden. Saulus hatte einen gnadenlosen Hass auf alle Christen, doch auf seiner Reise nach Damaskus erschien ihm der Herr Jesus tatsächlich; sein Damaskuserlebnis führte zur Umkehr, denn Jesus forderte ihn mit der Frage: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich!" geradewegs zu einer Entscheidung heraus. Saulus bekehrte sich und wurde zum Völkerapostel Paulus, der nicht nur den Juden, sondern auch den Griechen und den Römern das Evangelium lehrte. Seine Missionsreisen sind wohlbekannt, genauso wie seine Briefe. Viele Gemeinden gründete er und kaufte die Zeit, die er hatte, aus. In seinen Briefen stärkte er die Gemeinde zu Rom, aber mahnte auch Christen und Gemeinden, sich an die reine Lehre des Evangeliums zu halten und Irrlehren nicht zuzulassen.
Paulus, der Christenhasser und Christenmörder, wurde so zum Evangelisten, zum Missionar und nahm dafür sehr viel auf sich: Mit einem Schiff beinahe gekentert, von einer Schlange gebissen, reiste er über unbequeme Wege, nahm Armut, Verfolgung und Strapazen auf sich, wurde ins Gefängnis geworfen und starb wahrscheinlich den Märtyrertod. Der Dienst des Paulus war sehr wichtig für die Ausbreitung des Evangeliums.
Seine Geschichte zeigt aber auch, dass Umkehr möglich ist: Selbst die grössten Christen- und Christushasser haben die Möglichkeit zur Umkehr. Gleichzeitig zeigt seine Biografie, dass selbst die Verkehrtesten bei Gott Großes und Großartiges leisten können. Sind wir jedoch nicht zu den großartigen Leistungen eines Paulus berufen, so seien wir nicht neidisch: Gott hat für uns alle eine Aufgabe, die nur wir erfüllen können. Auch für den Fall, dass wir in vielen Jahrzehnten unseres Christenlebens nur einen für Christus gewinnen können, so ist das doch schon eine Leistung für das Lob des Herrn, und wer weiß, ob dieser eine nicht ein großer Prediger wird, den nur wir als einzelnes Individuum haben gewinnen können. Gottes Mathematik ist anders als die von uns Menschen.
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