Denn ein Weib, das unter dem Manne ist, ist an ihn gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt; so aber der Mann stirbt, so ist sie los vom Gesetz, das den Mann betrifft.
Wo sie nun eines andern Mannes wird, solange der Mann lebt, wird sie eine Ehebrecherin geheißen; so aber der Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz, daß sie nicht eine Ehebrecherin ist, wo sie eines andern Mannes wird.
Römer 7,2-3 (Luther 1912)
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Den Ehelichen aber gebiete nicht ich, sondern der HERR, daß sich das Weib nicht scheide von dem Manne;
so sie sich aber scheidet, daß sie ohne Ehe bleibe oder sich mit dem Manne versöhne; und daß der Mann das Weib nicht von sich lasse.
Den andern aber sage ich, nicht der HERR: So ein Bruder ein ungläubiges Weib hat, und sie läßt es sich gefallen, bei ihm zu wohnen, der scheide sich nicht von ihr.
Und so ein Weib einen ungläubigen Mann hat, und er läßt es sich gefallen, bei ihr zu wohnen, die scheide sich nicht von ihm.
Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durchs Weib, und das ungläubige Weib ist geheiligt durch den Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig.
So aber der Ungläubige sich scheidet, so laß ihn scheiden. Es ist der Bruder oder die Schwester nicht gefangen in solchen Fällen. Im Frieden aber hat uns Gott berufen.
1. Korinther 7,10-15 (Luther 1912)
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Heutzutage gibt es den etwas ironischen Spruch: "Warum heiraten, wo doch Leasing so einfach ist?" - Man schmunzelt unwillkürlich über diese Frage, und doch ist es längst üblich geworden, nicht mehr zu heiraten oder sich kurzerhand scheiden zu lassen: Selbst in christlichen Kreisen steigt die Zahl der Scheidungen stetig an. Kaum eine Ehe hält zehn Jahre oder gar länger.
Dabei war bis weit in die 1960iger Jahre hinein die Scheidung ein Makel und die "Ehe ohne Trauschein" ein Skandal; diese wilden Ehen wurden nicht geduldet und gesellschaftlich geächtet. Heutzutage aber spricht man allenfalls von seinem Lebensgefährten / seiner Lebensgefährtin oder gar der / dem Lebensabschnittsbegleiter(in). Patchworkfamilien gehören längst zum Alltagsbild unserer Gesellschaft. Im Namen der Freiheit und der Selbstbestimmung sowie der freien Entfaltung wird dies überall begrüßt. Doch was sind die wirklichen Konsequenzen?
Es ist doch ganz sicher nicht so, dass dadurch alles Friede, Freude, Eierkuchen ist: In der Unverbindlichkeit der Beziehungen, in der Unfähigkeit, solche einzugehen und Konflikte zu lösen zieht man Kinder heran, die selbst noch weniger Beziehungen eingehen können, weil sie selbst gar nicht so richtig wissen, wer ihr Vater ist, und die durch das Fehlen eines Elternteils ihre Rollenidentität nicht wirklich erlernen können.
So entsteht eine sich immer mehr entsolidarisierende Gesellschaft: Funktionierte die soziale Kontrolle früher noch sogar in Hochhäusern, so kennt man sich heute kaum noch auf den Dörfern. Man weiß nicht, wie es dem anderen geht, man zieht sich in das eigene Schneckenhaus zurück. Die Einsamkeit, unter denen die Menschen zunehmend leiden, liegt zu einem großen Teil darin, dass Ehe und Familie in ihrer traditionellen Form immer mehr aufgelöst, ja, sogar von der Politik und der Gesellschaft aktiv bekämpft werden. So wird jede und jeder ausgelacht, welcher sich bis zur Ehe seine Jungfräulichkeit bewahren möchte. Längst wird im Fernsehen für Seitensprünge geworben. Kaum jemand findet solche Angebote noch amoralisch.
Aber eine sexualisierte Gesellschaft ist zugleich eine von der Auflösung begriffene wie schon das Zerbrechen des einst so mächtigen Römischen Reiches zeigt und auch den Untergang des antiken Griechenlandes bewirkte. Wie kann es denn auch anders sein? - Wo die traditionelle Ehe zwischen einem Mann und einer Frau aufgelöst wird, können keine gesunden Familien entstehen, doch sind gesunde Familien als die kleinsten Zellen im Staat die unabdingbare Voraussetzung für eine gedeihliche Gesellschaft. Innerhalb dieser Familie werden Werte weiter gegeben, lernen Kinder Zusammenhalt, Konfliktlösungen, Solidarität und Teilen und können so zu starken Persönlichkeiten heranreifen, die mutig sind, Risiken eingehen und verantwortlich handeln und Probleme anpacken und lösen.
Wir tun uns selbst keinen Gefallen, wenn wir Beziehungen abbrechen, sobald Schwierigkeiten auftreten. Wer die Last eines kleinen Problems nicht zu tragen vermag, kann große erst recht nicht schultern. Wer es gewohnt ist, vor Partnerschaftskonflikten fortzulaufen, wird auch in einem Betrieb niemals wirklich teamfähig sein. Wer aber sein Eheversprechen einhält und bei seinem Partner in guten wie in schlechten Zeiten bleibt und mit ihm nicht nur das Glück teilt, sondern auch Sorgen durchlebt, zeigt Tapferkeit, Rückgrat, Mut. Und er läuft auch nicht anderswo weg, wo es Probleme gibt, weder bei Problemen in der Nachbarschaft noch bei Problemen im Verein oder auf der Arbeit.
Deshalb ist es wichtig, in einer traditionellen Ehe zusammen zu stehen: In keiner Beziehung von uns Menschen herrscht immer eitel Sonnenschein; es ziehen immer mal Gewitterwolken auf und brechen Probleme an. Die Partnerin, der Partner können krank werden oder ins Wanken geraten, weil die Umstände schlechter werden. Wenn die Ehe aber das ist, was sie sein soll, dann stärkt man sich einander. Vor allem muss man sich doch eingestehen, dass sich jede Partnerschaft erst dann bewährt, wenn sie auch in Krisen Bestand hat.
Geschieden hat man sich heute zwar schnell, doch wird damit selten das Problem gelöst: Man mag sich vom Partner getrennt haben, nicht aber von seinen eigenen Unzulänglichkeiten.
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