Am Ende eines jeden Gottesdienstes teilt der Pfarrer den Aaronischen Segen aus, den wir im 4. Mose Kapitel 6, Verse 24 - 26 finden. Das Segnen hatte schon davor eine lange Tradition: Gott versprach Abraham, dass er nicht nur selbst gesegnet sein würde, sondern für viele Völker zum Segen werden sollte, wenn er tat, was Gott von ihm verlangte. Ja, Er - Gott - sagte sogar, dass diejenigen, die ihm und dem Volke Israel - dem Augapfel Gottes - fluchen, selbst verflucht werden.
Im Laufe der Geschichte hat sich tatsächlich gezeigt, dass Antisemitismus für die Völker, in denen er vorherrschte, zum Fluch wollte: Das Reich der Pharaonen, dass die Hebräer versklavt hatte, wurde später vom Römischen Reich annektiert, dass wiederum den zweiten Tempel in Jerusalem zerstörte und damit den Zenit seiner Macht überschritten hatte.
Die Kreuzzüge wurden zu einem moralischen und militärischen Desaster: Es ist bezeichnend, dass sie mit Judenprogromen einhergingen. Luthers Reformation war anfangs erfolgreich, denn Martin Luther war in den Anfangsjahren sehr judenfreundlich; bedauerlicherweise wurde er später antisemitisch, was einen großen schwarzen Flecken auf die weiße Weste des ansonsten großen Reformators bringt; seine Reformation geriet deshalb auch ins Stocken.
Die Nazis - allen voran Adolf Hitler - wollten das Judentum mit aller Gewalt ausrotten und bauten deshalb regelrechte Todesfabriken. Die Folge davon war die beinahe vollständige Zerstörung Deutschlands, in der weder Infrastruktur noch Verwaltung oder Gesundheitswesen funktionierten. Während der Wiedergutmachungsleistungen an Israel erlebte die neu gegründete Bundesrepublik dagegen ein Wirtschaftswunder.
Aber genau wie Abraham gesegnet wurde, will Gott uns, Seine Kinder segnen, doch damit allein begnügt sich Gott keinesfalls: Wir sollen auch Segen sein für unsere Nächsten, für unsere Glaubensgeschwister und für Außenstehende, in dem wir den Glauben unserer Glaubensgeschwister stärken, sie ermutigen und mit ihnen gemeinsame Zeit verbringen, aber auch Außenstehenden, denen wir die Frohe Botschaft weiter zu sagen verpflichtet sind.
Auch gute Werke erwartet Gott von uns: Segnen bedeutet auch, Nackte zu kleiden, Dürstende zu tränken, Hungernde zu speisen, Hilflosen zu helfen. Was hülfe es denn, wenn wir jemanden alles Gute wünschen und ihn im Regen stehen lassen würden, obwohl wir helfen könnten? - Das macht keinen Sinn.
Segen ist wichtig: Isaak wollte seinem ältesten Sohn Esau den Erstgeburtssegen geben, doch Jakob war listig und hatte sich diesen Segen erschlichen. Für Esau war das ein schwerer Schlag, war er doch damit den Vorrechten der Erstgeburt verlustig. Der Segen, der ihm entzogen war, hatte für ihn weitreichende Konsequenzen, auch wenn er sich später davon durch Gottes Gnade befreien und sich mit seinem Bruder Jakob versöhnen konnte. Auch für uns gilt: An Gottes Segen ist alles gelegen, denn überall dort, wo man auf den Segen Gottes verzichten zu können meint, geht es schief. Unsere Probleme, die wir in unserem Land schon seit langem haben, haben im Wesentlichen ihre Ursache darin, dass wir - Obrigkeit genauso wie das Volk - meinen, dass wir auf Gottes Segen verzichten könnten.
Jakob und Jabez waren da klüger. So lesen wir über Jakob im 1. Mose 32, 27: "Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn."
Und im 1. Chronik 4, 10 lesen wir das Gebet des Jabez: "Und Jabez rief den Gott Israels an und sprach: Ach dass du mich segnetest und mein Gebiet mehrtest und deine Hand mit mir wäre und schafftest, dass mich kein Übel bekümmere! Und Gott ließ kommen, worum er bat."
Wir tun gut daran, um Gottes Segen zu bitten, für uns selbst, für unsere Familien, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, Bekannte, für unsere Kirchengemeinden, für die Missionswerke, für unser Land und für die Welt. Es gibt so viel Not, die durch den Segen Gottes gemildert werden können. Und wer sich von Gott gesegnet weiß, wird auch Andere segnen, aus Dankbarkeit Gott gegenüber.
Und der HERR sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
1. Mose 12, 1-3 (Luther 1912)
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Und es begab sich, da Isaak alt war geworden und seine Augen dunkel wurden zu sehen, rief er Esau, seinen älteren Sohn, und sprach zu ihm: Mein Sohn! Er aber antwortete ihm: Hier bin ich. Und er sprach: Siehe, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben soll. So nimm nun dein Geräte, Köcher und Bogen, und geh aufs Feld und fange mir ein Wildbret und mache mir ein Essen, wie ich's gern habe, und bringe mir's herein, daß ich esse, daß dich meine Seele segne, ehe ich sterbe. Rebekka aber hörte solche Worte, die Isaak zu seinem Sohn Esau sagte. Und Esau ging hin aufs Feld, daß er ein Wildbret jagte und heimbrächte. Da sprach Rebekka zu Jakob, ihrem Sohn: Siehe, ich habe gehört deinen Vater reden mit Esau, deinem Bruder, und sagen: Bringe mir ein Wildbret und mache mir ein Essen, daß ich esse und dich segne vor dem HERRN, ehe ich sterbe. So höre nun, mein Sohn, meine Stimme, was ich dich heiße. Gehe hin zur Herde und hole mir zwei gute Böcklein, daß ich deinem Vater ein Essen davon mache, wie er's gerne hat. Das sollst du deinem Vater hineintragen, daß er esse, auf daß er dich segne vor seinem Tode. Jakob aber sprach zu seiner Mutter Rebekka: Siehe, mein Bruder Esau ist rauh, und ich glatt; so möchte vielleicht mein Vater mich betasten, und ich würde vor ihm geachtet, als ob ich ihn betrügen wollte, und brächte über mich einen Fluch und nicht einen Segen. Da sprach seine Mutter zu ihm: Der Fluch sei auf mir, mein Sohn; gehorche nur meiner Stimme, gehe und hole mir. Da ging er hin und holte und brachte es seiner Mutter. Da machte seine Mutter ein Essen, wie es sein Vater gern hatte, und nahm Esaus, ihres älteren Sohnes, köstliche Kleider, die sie bei sich im Hause hatte, und zog sie Jakob an, ihrem jüngeren Sohn; aber die Felle von den Böcklein tat sie um seine Hände, und wo er glatt war am Halse, und gab also das Essen mit Brot, wie sie es gemacht hatte, in Jakobs Hand, ihres Sohnes. Und er ging hinein zu seinem Vater und sprach: Mein Vater! Er antwortete: Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn? Jakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn; ich habe getan, wie du mir gesagt hast. Steh auf, setze dich und iß von meinem Wildbret, auf daß mich deine Seele segne. Isaak aber sprach zu seinem Sohn: Mein Sohn, wie hast du so bald gefunden? Er antwortete: Der HERR, dein Gott, bescherte mir's. Da sprach Isaak zu Jakob: Tritt herzu, mein Sohn, daß ich dich betaste, ob du mein Sohn Esau seiest oder nicht. Also trat Jakob zu seinem Vater Isaak; und da er ihn betastet hatte, sprach er: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände. Und er kannte ihn nicht; denn seine Hände waren rauh wie Esaus, seines Bruders, Hände. Und er segnete ihn und sprach zu ihm: Bist du mein Sohn Esau? Er antwortete: Ja, ich bin's. Da sprach er: So bringe mir her, mein Sohn, zu essen von deinem Wildbret, daß dich meine Seele segne. Da brachte er's ihm, und er aß, und trug ihm auch Wein hinein, und er trank. Und Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: Komm her und küsse mich, mein Sohn. Er trat hinzu und küßte ihn. Da roch er den Geruch seiner Kleider und segnete ihn und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie ein Geruch des Feldes, das der HERR gesegnet hat. Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein die Fülle. Völker müssen dir dienen, und Leute müssen dir zu Fuße fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Kinder müssen dir zu Fuße fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet. Als nun Isaak vollendet hatte den Segen über Jakob, und Jakob kaum hinausgegangen war von seinem Vater Isaak, da kam Esau, sein Bruder, von seiner Jagd und machte auch ein Essen und trug's hinein zu seinem Vater und sprach zu ihm: Steh auf, mein Vater, und iß von dem Wildbret deines Sohnes, daß mich deine Seele segne. Da antwortete ihm Isaak, sein Vater: Wer bist du? Er sprach: Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn. Da entsetzte sich Isaak über die Maßen sehr und sprach: Wer ist denn der Jäger, der mir gebracht hat, und ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet? Er wird auch gesegnet bleiben. Als Esau diese Rede seines Vaters hörte, schrie er laut und ward über die Maßen sehr betrübt und sprach zu seinem Vater: Segne mich auch, mein Vater! Er aber sprach: Dein Bruder ist gekommen mit List und hat deinen Segen hinweg. Da sprach er: Er heißt wohl Jakob; denn er hat mich nun zweimal überlistet. Meine Erstgeburt hat er dahin; und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen. Und sprach: Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten? Isaak antwortete und sprach zu ihm: Ich habe ihn zu Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gemacht, mit Korn und Wein habe ich ihn versehen; was soll ich doch dir nun tun, mein Sohn? Esau sprach zu seinem Vater: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater! und hob auf seine Stimme und weinte. Da antwortete Isaak, sein Vater, und sprach zu ihm: Siehe da, du wirst eine Wohnung haben ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von obenher.
1. Mose 27, 1-39 (Lukas 1912)
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Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
4. Mose 6, 24-26 (Luther 1912)
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Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele; der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Psalm 121, 7-8 (Luther 1912)
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