Kindkönige hat es in der Geschichte immer wieder gegeben, doch meistens zerbrachen sie im Machtgerangel des Hofes oder wurden zu Marionetten korrupter Berater oder allzu ehrgeiziger Verwandter. Das alles ist nicht gut gegangen. Der obige Bibelabschnitt ist aber noch tiefgründiger: Er warnt uns generell vor Führungskräften, denen es an Weisheit, an Erfahrung, an Kompetenz fehlt, gerade im Jugendwahn unserer Tage, in denen so manches Mädchen unmittelbar nach ihrer Ausbildung und ohne jede nennenswerte Berufs- und Lebenserfahrung und noch unter zwanzig bereits zur Chefsekretärin avanciert. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da man in verantwortungsvollen Positionen auf Lebens- und Berufserfahrung setzte, und das aus gutem Grund.
In unserem Staat gibt es für einige öffentliche Ämter Mindestaltersgrenzen für einige öffentliche Ämter: In Berlin muss man mindestens 21 Jahre alt sein, um zum Regierenden Bürgermeister gewählt zu werden, in Baden-Württemberg muss man mindestens 25 Jahre sein. In Schleswig-Holstein muss man am Wahltag mindestens 27 Jahre alt sein, um zum Landrat gewählt zu werden, Bundespräsident, bayerischer Ministerpräsident und Richter am Bundesverfassungsgericht kann man frühestens mit 40 werden. Das hat seinen Grund darin, dass man eine bestimmte Erfahrung mitbringen muss, um ein solches Amt auszufüllen.
Für Führungspositionen bedarf es also einer fachlichen, geistlichen und vor allem einer charakterlichen Reife, von der diese Bibelstelle spricht. Wenn die Führung nicht weise ist, dann trifft sie fatale Entscheidungen, und Fürsten, die schon in der Frühe tafeln, die zechen und nur ihr Vergnügen kennen, führen das Volk ins Verderben. So mancher König verlor Amt und Würden, weil er die Nöte des Volkes nicht sah, sondern meinte, allen ginge es gut, weil man es sich im eigenen goldenen Käfig gemütlich gemacht hatte. Marie Antoinette hat, als das Volk wegen Hunger klagte, gesagt: "Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!" Die Oktoberrevolution von 1917 geschah, weil der Zar den Hunger und den desolaten Zustand seiner Armee nicht erkannte, und der deutsche Kaiser brachte ein Jahr später die Matrosen zum Meutern, weil er die Marine, die während des Krieges hauptsächlich im Hafen gelegen hatte, ins Gefecht schicken wollte, obwohl der Krieg für das Deutsche Reich bereits verloren war.
Ceausescou fütterte seine Hunde aus goldenen Näpfen, während das Volk darbte und heute noch nach etwas über zwanzig Jahren immer noch arm ist.
Es bedarf weiser Führungspersönlichkeiten, nicht nur in Staat und Gesellschaft, sondern auch in Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Gruppen und in der Wirtschaft. Dazu bedarf es fachlicher Kompetenzen und geistiger Reife genauso wie menschlicher Stärken. Nur diejenigen können wirklich führen und richtige Entscheidungen treffen, die über Selbstdisziplin verfügen und charakterlich so fest sind, das Wohl des Ganzen im Auge zu haben und nicht auf das eigene Vergnügen und den eigenen Vorteil aus zu sein. Das Wort Pflicht darf kein Fremdwort sein.
Führungskräfte bedürfen des Fleißes und dürfen nicht lässig sein, sonst werden die, die sie führen, selbst faul und lässig mit allen üblen Folgen. Deshalb tut unsere Führung - ob politisch, ökonomisch oder anderswo - gut daran, sich unter Gottes Führung zu stellen. Gott weiß alles und hat selbst das kleinste Detail im Auge. Er weiß, was gut für uns ist, Er weiß, wo es lang geht. Wo die Führung gottesfürchtig ist, da kann Fruchtbares gedeihen. Eine Führung, die gottesfürchtig und damit gottgefällig ist, lebt Moral vor und ist damit stets ein gutes Beispiel. Wären unsere Führungsschichten gottesfürchtiger, so würden unsere Gesellschaften gedeihen.
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