Dass die heidnischen Kulturen in der Frühzeit der Menschheit anderen Göttern geopfert haben, ist uns bekannt, und dass es auch heute noch Vertreter einzelner Naturreligionen tun, wissen wir auch, doch wir aufgeklärten Europäer tun das nicht mehr, - oder? Schließlich wenden wir uns doch nicht mehr an Fruchtbarkeitsgöttinnen oder Jagdgötter. Viele glauben nicht einmal mehr an einen Gott, geschweige denn noch an Viele.
Und doch gibt es bei uns vieles, was wir zu Göttern erhoben haben: Diktatoren wurden zu allen Zeiten, auch und gerade im zwanzigsten Jahrhundert, zu Göttern erhoben: Hitler und Stalin sind die beiden wohl grausamsten Beispiele hierfür, und der nordkoreanische kommunistische Führer wird ebenfalls Gott gleich verehrt.
Aber auch hier in unseren freiheitlichen westlichen Staaten erheben wir Menschen zu Göttern: Es sind die Musik-, Fernseh- und Filmstars, die bezeichnenderweise zu Ikonen erhoben werden, es sind die Adligen und die Prominenten aus Sport, Gesellschaft und Politik, die oft nahezu Gott gleich verehrt werden, und oft machen wir auch Geld, Reichtum, Macht, Beruf, Karriere und Markenklamotten zu unseren Götzen. Manchmal ist es auch selbst die Wissenschaft, die zum Götzen gekürt wird.
An den Fanartikeln von Stars, Filmen, Fernsehserien und Vereinen wird deutlich, wie viel die Menschen bereit sind, dafür auszugeben: Oft verursachen dann einfache Schals Kosten von Luxusgütern, denn die Nachfrage bestimmt in der Marktwirtschaft den Preis. Viele nehmen sehr viele Strapazen auf sich, um ihr Idol zu sehen und ein Autogramm zu bekommen. Man investiert sehr viel Zeit, um alle Presseberichte zu erhalten und ist zum Teil dabei noch professioneller als eine entsprechende Agentur.
Wie sieht es dagegen mit der Bereitschaft aus, dem wahren Gott zu dienen? - Oft ist uns die Viertelstunde stille Zeit am Morgen schon zu viel, und bei den Meisten verstaubt die Bibel im Bücherschrank munter vor sich hin. Bibelkenntnisse sind selbst bei Gymnasiasten mit dem Leistungskurs "Religion" - ich meine die christliche - sehr begrenzt. Wenige können den Inhalt der Bergpredigt wieder geben, und immer mehr haben Schwierigkeiten, das Vater unser auswendig zu beten. Die Zehn Gebote bekommt mancher Kirchgänger nicht einmal mehr zusammen.
Es ist erstaunlich, wie viel Zeit, Geld und Energie aufgebracht wird, wenn es um Starrummel oder Karriere geht, und es ist ebenso erstaunlich, wie viel Kreativität und Kraft Menschen dafür entwickeln und einsetzen, aber nicht die geringste Idee haben und nicht die geringste Kraft aufwenden, für Gott da zu sein.
Dabei ist Gott ein eifernder Gott; Er eifert um uns, Er möchte, dass wir zu Ihm eine lebendige Beziehung haben. Dabei geht es Ihm nicht darum, uns die Freude am Leben zu verderben oder Freiheit zu nehmen, im Gegenteil: Er weiß, was gut für uns ist, und Er will uns segnen. Wenn ich eine Predigt, eine Andacht schreibe, dann merke ich, wie sehr der Text in mein Leben hinein spricht und mir klar macht, wo meine eigenen Fehler und Schwächen liegen, und ich bemerke, wie Gott mir hilft, dass sich das verändert. Dadurch kann ich wachsen, reifer werden.
Sicher, ich habe auch menschliche Vorbilder: Luther gehört genauso dazu wie Martin Luther King. Doch letztendliche gebührt Gott, von dem alles kommt. Ohne Ihn hätten große Glaubensvorbilder nichts vollbringen können. Was wären Noah, Abraham oder Mose ohne Gott gewesen? Deshalb ist es wichtig, auf Gott zu schauen.
Das erinnert mich an zwei Buben, die im Schnee draußen spielten und wetteten, dass sie eine gerade Spur bis zu den beiden zwanzig Meter entfernten Baum machen könnten. Der eine Junge achtete auf seine Schritte, doch es war ein einziger Zickzackkurs, während der andere Junge nur auf den Baum sah und eine gerade Spur hinterließ. Wenn wir wissen, dass Gott unser Ziel ist und wir auf Ihn blicken, dann wird nicht nur unsere Spur, dann werden auch wir geradlinig.
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