Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
Lukas 18, 14 (Luther 1912)
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In beiden Bibelversen weist Jesus darauf hin, dass wir Menschen uns nicht erhöhen sollen. Im Kapitel 14, 7-14 des Lukasevangeliums geht es um die Rangordnung der Gäste und dass man sich nicht leichtfertiger weise obenan setzen soll, damit man nicht beschämt wird, weil man mit dem Platz gan unten Vorlieb nehmen muss. Wer einmal bei einer Familienfeierlichkeit den Ehrenplatz räumen musste, weiß, wie peinlich eine solche Szene für den Gastgeber, aber auch den Eingeladenen ist.
Auch sollten wir nicht versucht sein, wie der Pharisäer im Lukasevangelium 18, 9-14 mit unserer Frömmigkeit anzugeben: Gott kennt unsere Herzen sowieso; Ihm können wir nichts vormachen, und wir sollten uns auch nicht selbst in die Tasche lügen, denn letztendlich sind wir nur aus Gnade gerettet worden und nicht aufgrund unserer Werksgerechtigkeit, die wir ja nur ausüben aus Berechnung, wenn die Einhaltung der Gebote nicht aus dem Glauben kommt.
Vielmehr sollten wir uns bewusst sein, dass wir von der vergebenden Gnade Gottes abhängig sind: Sogar König David, ein Mann nach dem Herzen Gottes, bat in einem Psalm um die Vergebung selbst der unbewussten, also unbeabsichtigten Sünden. Salomo brachte es in seinem Buch Prediger ebenfalls auf dem Punkt, in dem er empfahl, dass wir es anderen Menschen überlassen sollen, uns zu loben.
Daran ist sehr viel: Wer sich selbst lobt, wird sehr schnell zum Angeber, zum Prahlhans, der sich selbst unglaubwürdig macht, denn die Binsenweisheit stimmt: "Wer angibt, hat's nötig!" - Wer selbst noch zur Schule geht oder sich an seine Schulzeit zurück erinnert, der kommt nicht um die Tatsache herum, dass diejenigen Schüler, die mit ihren guten Noten am Meisten prahlten, diejenigen gewesen sind, die die meisten Fünfen und Sechsen und selten eine Vier oder gar eine noch bessere Note mit nach Hause brachten.
Während meiner Soldatenzeit bemerkte ich, dass die "Superreichen", deren Eltern angeblich Millionäre waren und die von Oma und Opa noch Geld zugeschustert bekommen, gleichzeitig immer diejenigen waren, die überall versuchten, sich Geld zu leihen und sich durchzuschnorren. Und auch die Kollegen, die ich während meiner Zeit als Wachmann kennen lernte, welche damit prahlten, wie reich sie doch sind und wie viele Traumjobs ihnen angeboten werden, wurden immer ganz still bei der Frage, warum sie sich dann für einen relativ bescheidenen Lohn die Nächte, die Feiertage und die Wochenenden auf der Wache um sich schlugen.
Kluge Menschen prahlen nicht mit ihrer Klugheit, gute Menschen nicht mit ihrer Güte, sie sind es ganz einfach. Ihre Aussagen, ihre Werke sprechen ohnehin für sich selbst. Wer aber bescheiden ist und kein großes Aufhebens um sich macht, den empfehlen oft andere Leute. Qualität - das wissen kluge Unternehmer sehr gut - spricht stets für sich selbst. Und in einer Empfehlung für Verkäufer las ich einmal: "Niemals mehr versprechen als man halten kann. Lieber ein paar Nummern kleiner versprechen. Es ist besser, dass ein Gerät mehr kann als man gesagt hat als dass es weniger zu leisten vermag!"
Deshalb bin ich lieber etwas bescheidener. Auch die Kartoffel ist eine eher unscheinbare Knolle, deren Wert man sich nur selten bewusst ist, doch wie viel kann man aus ihr machen: Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Kartoffelsuppe, Kartoffelsalat, Pommes, Kroketten, Schupfnudeln und vieles mehr. Nehmen Sie sich einmal eine Kartoffel zur Hand: Wenn sie nicht wüssten, wie vielseitig sie ist, würden sie es ihr ansehen? - Wohl kaum. Und doch gehört sie zu den vielseitigsten Pflanzen, die wir für unsere Nahrung haben. - An diesem Beispiel können wir sehen, wie tiefgreifend Jesu Empfehlung ist.
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