David kannte Verfolgung zur Genüge, und er kannte späterdings als König die Bedrohungen, die von anderen Staaten gegen das eigene Land gerichtet sind: Im Machtgefüge der damaligen Zeit in Nahost war Israel als kleines Land immer wieder Angriffen ausgesetzt, weil Groß- und Weltreiche ihr Territorium vergrößern wollten und zur Finanzierung von Prachtbauten versuchten, andere Länder tributpflichtig zu machen. David erkannte, dass er als Mensch dieser Aufgabe alleine nicht gewachsen war, dass er Gott brauchte, um in der Flucht, aber auch während seiner Regierungszeit geschützt und gesegnet zu sein.
Als Hirtenjunge ist David groß geworden und war daran gewöhnt, in Realitäten zu denken: Für irgendwelche Tagträumereien war da kein Platz. Die Schafe kann man nicht dadurch vertreiben, dass man träumt, Tarzan zu sein, sondern dadurch, dass man weiß, welche vorhandenen Mittel man effektiv einsetzen kann. Sicher: Die Geschichten von Tarzan gab es zu Davids Zeiten noch lange nicht, aber es verdeutlicht, dass irgendwelche Flucht in Traumwelten keine Lösung darstellen, vor allem dann nicht, wenn die Gefahr groß und akut ist auch für das eigene Leben.
Deshalb war Davids Gottvertrauen auf wirkliche Erfahrung gestützt und nicht auf Hypothesen, die den Beweis schuldig geblieben sind: Schon als Knabe ging er gegen den Philister Goliat vor; dabei war David alles Andere als kriegserfahren, er war noch ein Kind und kein Mann und schon gar kein Soldat mit einer militärischen Ausbildung. Der Panzer, den man ihm gab, konnte er nicht tragen, weil er darin nicht richtig stehen, geschweige denn noch gehen konnte. Ein Kampf darin war undenkbar. Auch Schwerter oder andere Waffen konnte er nicht tragen. Eigentlich war David dem Goliat, vor dem sich ein ganzes Herr tapferer und kriegserfahrener Soldaten fürchtete und zitterte, hoffnungslos unterlegen, doch im Vertrauen auf Gott siegte er, bloß bewaffnet mit einer Steinschleuder, mit der er den großen und gefährlichen Goliat niederstreckte, um ihn dann mit dessen Schwert zu töten. Das schlug die Armee der Philister in die Flucht.
Dadurch dürfen wir wissen, dass Gott unsere Zuflucht sein kann, unser starker Turm vor dem Feind. In den Problemen unserer Zeit, in unseren ganz persönlichen Sorgen und Nöten dürfen wir Gott felsenfest vertrauen, mögen diese Sorgen und Nöte auch noch so riesig und für uns selbst unlösbar sein. Für Gott gibt es weder hoffnungslose Fälle noch unlösbare Probleme, denn Er ist allmächtig.
Auch vor unserem grössten Feind, dem Teufel, vermag Er uns zu schützen. Jesus, der Mensch gewordene Gott, hat selbst Versuchungen durchgestanden und kann uns deshalb sehr gut verstehen. Der Gott der Bibel ist kein Gott theologischer Konstruktionen und philosophischer Weltbilder, sondern ein Gott, der lebt, der sich für uns Menschen, für jeden Einzelnen von uns, wirklich interessiert. Er ist keine graue Theorie, sondern ein Gott der Praxis; nicht umsonst ist Jesus in das Haus eines Zimmermanns herein geboren worden, womit zugleich jede ehrliche Arbeit, auch die körperlich anstrengende und schmutzige, geehrt wird. Gott selbst hat sich eine arme Familie ausgesucht, hat strapaziöse Reisen, Flucht, Folter und Tod mitgemacht und daher auch im Alltag erlebt, wie es ist, wenn man improvisieren muss, wenn man darauf angewiesen ist, dass Essen zu strecken, damit man rund kommt. Wir haben es also mit einem verständnisvollen Gott zu tun.
Jesus wurde in Seiner menschlichen Natur zwar nach David geboren, aber David ahnte das schon voraus, und er hatte ja selbst - wie wir gesehen haben - Gott im Alltag, in Not und auf der Flucht - erlebt. Wir können uns immer an Gott wenden; dabei ist es gleichgültig, ob wir Obdachlose sind oder in Luxusvillen leben, ob wir ärmer sind als die sprichwörtlich gewordenen Kirchenmäuse oder Multimilliardäre, ob wir zu den so genannten "bildungsfernen Schichten gehören" oder ob wir Professoren und Universalgenies sind: Gott hat jeden einzelnen Menschen lieb, und Er möchte sich um jeden von uns kümmern. Das Einzige, was Er von uns verlangt, ist, Ihm und Seinem Wort zu vertrauen.
Die Vertrauenswürdigkeit Gottes hat nicht nur David erfahren, sondern vor ihm schon Noah und Abraham, Mose und Aaron. Die Kirchengeschichte ist ebenfalls voll mit Menschen, die im Glauben die von Gott gegebenen Aufträge erfüllten und erfüllen ohne je enttäuscht worden zu sein. Georg Müller, der Vater vieler Waisenhäuser in England, und Hudson Taylor, der China-Missionar, sind nur zwei Beispiele einer schier endlosen Kette in dieser Reihe. So unterschiedlich ihre Aufgaben auch waren und sind, eines aber hatten und haben alle gemeinsam: Niemand von ihnen war oder ist ein Fantast. Die Verantwortung, die sie hatten und haben, das, was sie tun mussten und müssen, lässt keinen Raum für irgendwelche unpraktikablen Betrachtungen, deren sittlicher Nährwert gleich Null ist.
Ich selbst habe erfahren, dass Gott immer hilft: Oft heißt es zwar, dass man erst einmal wartet und Geduld aufbringen muss, doch das tut Gott nicht, um uns zu ärgern oder gar, um mit uns zu spielen, sondern weil es uns zum Besten dient: Dadurch lernen wir, was uns wirklich ernst und wichtig ist, dadurch wird unsere Geduld und unser Glauben geschult. Wer zu Gott flieht, flieht in eine feste Burg.
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