Zephanja beschreibt hier ein Volk ohne Scham, womit er den Zustand des israelitischen Volkes zur damaligen Zeit meinte und sie zur Umkehr rief. Es herrschen Ausgelassenheit und Hochmut; man klammert Gott aus, an den man nicht glaubt oder mit dem man nichts zu tun haben möchte, weil man meint, alles ohne Ihn bewerkstelligen zu können. Es herrscht also Hochmut, und Gott droht durch Zephanja an, diese Sündhaftigkeit zu bestrafen, falls das Volk nicht zu Ihm umkehrt. Damit ist jeder Einzelne gemeint.
All das erinnert mich an die heutige Zeit; so ist unsere Mode ist schamlos geworden. Ohne prüde zu sein schüttele ich mir oft den Kopf über allzu kurze Röckchen und also tiefe Ausschnitte, bei denen man mehr sieht als man sollte und als man will. Auch bei den Männern ist Schamgefühl genauso schwach ausgeprägt: Zweideutige Witze und Sprüche gehören genauso dazu wie zweideutige Anspielungen oder die Prahlerei mit amourösen Abenteuern.
In Zeitschriftenläden und an Kiosken sowie an den Zeitungsständern in Supermärkten ist es längst schon gang und gäbe, dass man hier mehr nacktes Fleisch sieht als sonst irgend etwas. Keine Serie und kein Film scheinen ohne eindeutige Szenen auskommen zu können, und in den Nachmittagsprogrammen wird "Deutschlands Thema Nummer Eins" wirklich ganz oben auf der Liste der Programmgestaltung angeführt als gäbe es sonst nichts Anderes auf der Welt. Diskussionen und Streitereien in aller Öffentlichkeit, in den nachmittäglichen Talkshows darüber, wer denn nun der Vater des Kindes ist, erfreuen sich hoher Einschaltquoten. Wo bleibt die Scham?
Es wird auch kaum mehr bemerkt, wie hochmütig wir sind: Wir klammern Gott aus in der irrigen Meinung, Wissenschaft und Technik können alles beherrschen. Dabei zeigen uns doch Erdbeben, Tsunamis, Waldbrände und andere Naturkatastrophen, wie weit weg wir davon sind, in Sicherheit zu sein, und der Supergau von Fukushima zeigt uns nur allzu deutlich, dass es trotz aller Sicherheitsvorkehrungen von uns Menschen niemals ein Leben ohne Risiko garantiert werden kann.
Wir können Gott nicht ausklammern, auch wenn Wissenschaftler wie Richard Dawkins von einem Gotteswahn sprechen; sie bleiben aber die Erklärung schuldig, wie das Leben ohne Gott entstanden sein kann, und sie versuchen die Tatsache zu übertünchen, dass es die Evolution die Beweise schuldig bleibt, dass sie von Grundannahmen ausgeht, die nicht bewiesen sind, dass sie der Wahrscheinlichkeitsrechnung vehement widerspricht und dass bisher alle Beweise, die sie vorgelegt hat, in sich zusammen gebrochen sind.
In seinem Roman "Die Brüder Karamasow" beschrieb Fjodor Michailowitsch Dostojewski, dass der Mensch zu allem fähig wird, wenn er nicht mehr an Gott glaubt und meint, sich vor Ihm nicht verantworten zu müssen. Einer der beiden Brüder ist Atheist und bringt seine Mutter um in der Ansicht, es gäbe keinen Gott, und damit sei alles erlaubt. Dass dieser Roman trotz seiner Fiktion durchaus realistisch ist, hat sich nicht nur im Brudermord Abels an Kain gezeigt und nicht nur in der Sündhaftigkeit Sodoms und Gommoras, welche sprichwörtlich geworden sind. Bei den alten Babyloniern, bei den Inkas und Mayas, aber auch im heidnischen Irland waren Menschenopfer durchaus üblich, in Babylonien und Irland hatte man keine Skrupel, selbst Kinder den Göttern zu opfern. In Sparta schleuderte man Säuglinge gegen einen Felsen, wenn man sie als zu schwach empfand.
Auch heute fragen wir kaum noch, wie tief wir moralisch doch gesunken sind: Politskandale gehören nicht nur in den Landtagen und im Bundestag an die Tagesordnung, man trifft sie auch in Kreisen, Städten und Gemeinden. Vetternwirtschaft und Kungelei sind noch die geringsten Übel. Das, was Zephanja damals zu seinem Volk sagte, trifft also auch auf uns zu. Und auch uns ruft Gott zur Bekehrung auf.
Es ist ja nicht so, dass Gott uns unbedingt bestrafen möchte, dass Er sich daran freuen würde, uns in die tiefste Hölle zu stürzen. Er möchte, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben, das wir zu unserem eigenen Wohl und zu unserem eigenen Besten Seine Gebote halten. Nicht unsere Einengung liegt Ihm im Sinn, sondern unsere Befreiung, der Befreiung von schlechten Angewohnheiten, von Sünde, Schuld und falschem Gruppendruck. Nur wer seine Triebe beherrschen kann, ist wirklich frei.
Vor allen Seinen Strafgerichten hat uns Gott immer wieder gewarnt. Wer Sein Wort kennt, der weiß, dass Sünde immer negative Konsequenzen mit sich zieht, weil sie in sich destruktiv ist. Selbst Satan, der einst schönste und höchste Engel, zerstörte seine Schönheit und seine enge Gottesbeziehung durch seinen Hochmut und stürzte tief ab. Durch seinen Stolz hat er das Meer der Liebe Gottes verlassen und ist auf ewig gefangen in seinem eigenen Hass.
Wenn wir uns auf Gott einlassen, dann funktioniert Vieles besser, einfacher. Das Wirtschaftswunder in Deutschland war geprägt vom Fleiß, der Kreativität und dem Willen zum Wiederaufbau derer, die damals lebten, aber auch von der Hilfsbereitschaft des Auslands, derjenigen, die kurz vorher noch Feinde gewesen waren. Doch in Anbetracht dieser Tatsachen dürfen wir nicht vergessen, dass das deutsche Volk damals auf die Knie gegangen und wieder das Beten gelernt hatte und sich auf Gott einließ, der all diese Bemühungen segnete.
An jedem Einzelnen von uns liegt es, wieder mit Gott ins Reine zu kommen und sich zu bekehren. Dort, wo man mit Gott ernst macht, da verändert sich Vieles, ja, letztendlich alles. Dann können wir die Strafgerichte abwenden wie einst Ninive, dessen Bewohner sich allesamt in Sack und Asche hüllten und fasteten und ehrlichen Herzens umkehrten. Auch der Zöllner Zachäus wurde zum Segen für seine Mitmenschen, nachdem er sich bekehrt hatte.
Deshalb hoffe ich, dass Zephanja in unser - auch und vor allem in mein - Leben herein spricht.
|