Immer wieder begegnen wir in den mosaischen Gesetzen Sünd- und Dankopfern. Bei den Sündopfern ging es darum, Opfer zu bringen, um sich mit Gott wieder zu versöhnen und die Bereitschaft zu zeigen, zu dem zu stehen, was man falsch gemacht hat, aber auch, um zu zeigen, dass man "Nein" zur Sünde sagt und diese in Zukunft lässt. Die Dankopfer hatten den Zweck, an die Wunder, Segnungen und Wohltaten Gottes an Seinem Volk zu erinnern: Dadurch wurde das Vertrauen in Gottes Allmacht und Führung gestärkt.
Durch das Opfer Christi ist alles getan, was zur Versöhnung notwendig ist: Wir müssen diese Gnadengabe nur noch im Glauben annehmen. Das setzt ebenfalls voraus, dass wir unsere Sünden bekennen und zugeben, dass wir aus eigener Kraft nicht gerettet werden können. Vielen Menschen fällt diese Einsicht schwer, weil sie meinen, es sei zu einfach, ein Geschenk anzunehmen; es geht gegen ihren Stolz, wenn sie zugeben müssen, dass sie sich den Himmel nicht durch gute Werke, also durch persönliche Leistung und aus eigener Kraft, verdienen können. Es ist vergleichbar mit Menschen, die auf Unterstützung von staatlicher Seite und / oder der freien Wohlfahrtspflege angewiesen sind: Auch wenn man für die persönliche Notlage oft nichts kann, so untergräbt sie doch wenigstens ein Stück weit das Selbstwertgefühl und die Selbstachtung. Im Normalfall fühlt sich der Mensch wohler, wenn er durch Leistung sich etwas verdient hat und er vielleicht auch noch die Rolle des Gebers einnehmen kann. Beschenkt werden bedeutet zugleich, ein Stück der eigenen Autonomie und damit der eigenen Macht und der eigenen Entscheidungsfreiheit aufzugeben.
Doch es ist notwendig, Jesu Hilfe anzunehmen und sich durch Sein Blut reinwaschen zu lassen, auch wenn dies faktisch der Bankrotterklärung des eigenen Lebens gleich kommt. Aber wenn wir nach einem Unfall verblutend im Straßengraben liegen, dann wäre es fatal, wenn wir die Hilfe der Rettungssanitäter und des Notarztes verweigern würden, nur weil wir keine Möglichkeit der eigenen Leistung haben. Kein vernünftiger Mensch gibt sich dem Ertrinken preis, wenn er einen Rettungsring zugeworfen bekommt und weiß, dass er außer einem "Danke schön" und gut gemeinten Gesten nichts zu geben hat.
Wer die Rettung durch Jesus ablehnt, handelt genauso uneinsichtig und unvernünftig wie der Mann bei einer Flutkatastrophe, der in seinem Haus bleibt und sagt: "Ich steige in kein Schlauchboot. Ich schaffe es allein." Als die Fluten höher steigen und ein Rettungsschiff kommt, sagt er immer noch: "Ich schaffe es allein." Als er auf dem Dach sitzt und ein Hubschrauber kommt, sagt er weiterhin: "Ich schaffe es allein!" und ertrinkt. Ohne Jesus ertrinkt man schlussendlich im niemals endenden Feuersee der Hölle. Nehmen wir Sein Sündopfer also an.
Diese Gnade ist zwar umsonst, aber sie ist keinesfalls billig. Wer vor hat, weiterhin munter drauf los zu sündigen, hat die eigene Bekehrung nicht sonderlich ernst gemeint und vergisst, dass es Gott den eingeborenen Sohn und Jesus das Leben gekostet hat, um uns zu versühnen. Genauso, ja, sogar noch mehr als bei den Sündopfern des Alten Testaments - sie sind ein Hinweis auf Jesu Blut, das Er für uns am Kreuz vergoss - müssen wir nicht nur zu unseren Sünden stehen und zugeben, dass wir hier falsch gehandelt und Gott beleidigt haben, sondern auch bereit sein, uns durch Jesus verändern zu lassen, um von der Sünde los zu kommen. Wenn uns der Sohn frei macht, dann sind wir wirklich frei; ansonsten sind wir der Sünde Knecht. Es ist also unsere Bereitschaft gefordert, uns von der Sünde zu trennen.
Doch zugleich ist auch unsere Dankbarkeit gefordert: Was Jesus für uns getan hat, ist das grösste Geschenk, das wir erhalten können. Vor allem hat Jesus dafür gelitten und ist dafür gestorben, damit Er uns mit Gott versöhnen kann. Er hat die Strafe, die wir eigentlich hätten tragen müssen und die wir auch verdient haben, getragen. Das hätte Jesus nicht machen müssen; Er tat es völlig freiwillig für uns. Hat Er nicht das Recht, dass wir Ihm dafür absolut dankbar sind?
Diese Dankbarkeit - so wichtig sie auch ist - beschränkt sich aber nicht allein auf die Erlösungstat Jesu, sondern wir sollen auch dankbar sein für das, was Gott uns auch sonst schenkt. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das lenken, was wir haben, dann wird uns bewusst, wie gut es uns geht und ziehen uns nicht herunter mit dem, was wir nicht haben. Ein Bekannter von mir klagt immer darüber, was er sich alles nicht leisten kann und macht sich damit selbst fertig. Auch ich habe Wünsche, die wohl ein Traum bleiben werden, doch soll ich deswegen resignieren? - Ich habe ein Bett, ich habe ein Dach über den Kopf, ich habe die Möglichkeit, diesen Artikel zu schreiben, ich werde satt, ich kann mich und meine Wäsche sauber halten, ich bin körperlich gesund .... Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich auch nur das Gröbste benennen würde, für das ich dankbar sein kann.
Dankbarkeit richtet also den Blick auf das, was wir haben und schenkt uns das Wissen, dass Gott uns in Seiner Hand hält. Dadurch wird unser Glauben gestärkt und unser Vertrauen. Das gibt uns Sicherheit und einen festen Grund.
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