Diejenigen, die Hiob in seinem Leid vermeintlich gute Ratschläge gaben, waren selbst stolz und meinten, Gott vertreten zu können, denn sie fühlten sich als gerecht. Auch wir haben oft Mut gegen Gott und meinen, Gott könnte ganz zufrieden mit uns sein: Schließlich tun wir ja so viel Gutes, wir engagieren uns in der Kirchengemeinde, wir spenden für wohltätige Zwecke, wir geben unsere alten Kleider in die Sammlung, wir unterstützen die Mission, wir lassen uns ins Presbyterium wählen usw.
Das alles ist auch wichtig, doch die Frage lautet stets, ob wir das aus Berechnung tun, ob dies Grund für uns ist, uns selbst zu beweihräuchern oder ob wir das aus Liebe zu Gott und zu den Menschen tun. Und selbst, wenn wir wirklich gute und vorbildliche Menschen sind, dann sind wir vor Gott noch unrein. Keiner ist von uns so gut, als dass er sich ganz an die Verordnungen Gottes hielte. Jeder von uns sündigt in Gedanken, Werken und Worten. Immer wieder müssen wir das Blut Christi zur Vergebung unserer Schuld in Anspruch nehmen.
Selbst die grössten Heiligen waren und sind nicht ohne Tadel: Abraham war Gott auch ungehorsam, indem er nicht auf Gottes Zusage traute und mit seiner Magd Ismael zeugte. Mose hatte einen Ägypter erschlagen. Petrus hat den Herrn dreimal verleugnet. Thomas ist sprichwörtlich zum ungläubigen Thomas geworden, bevor er vor Jesus kniete und betete: "Mein Herr und mein Gott!" Und Paulus war ein Christenverfolger.
Es geht dabei nicht immer um "große Sünden und Schlechtigkeiten"; meistens sind es sogar Kleinigkeiten: Eine Notlüge hier, eine kleine Trickserei in der Steuererklärung, eine gestohlene Büroklammer .... Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass wir beim Autofahren auch nicht immer die Höchstgeschwindigkeit einhalten, und mancher hat immenses Glück gehabt, dass nichts passiert ist, als er die Vorfahrt missachtete. Von kleinen Verkehrsdelikten können sich selbst die besten Fahrer nicht freisprechen, auch nicht, wenn sie Rallye- oder Formel-Eins-Stars sind.
Vor allem die Pharisäer übersahen ihre Fehlerhaftigkeit und die Tatsache, dass auch sie sündig gewesen sind und der Erlösung bedurften; nur ganz Wenige von ihnen waren bereit, Gott als Erretter und Erlöser anzunehmen. Wie arrogant klang doch das Gebet des Pharisäers aus dem Gleichnis, der statt Gott zu loben sich selbst über alle Maßen beweihräucherte! Überheblich setzte er sich über den bescheidenen Zöllner, der seine Schuld unverhohlen eingestand und nicht wagte, zu Gott aufzuschauen. Wir Menschen haben nicht das Recht, uns groß zu tun, schon gar nicht vor Gott.
Jesus selbst sagte, als jemand ihn als guten Rabbi bezeichnete: "Was nennst du mich gut? Nur Gott ist gut!" (vgl. Lukas 18,18). Jesus wies damit darauf hin, dass nur Gott wirklich gut ist. Nun: Jesus ist selbst Gott, der Sohn, also gut. Es ging und geht Ihm aber darum, aufzuzeigen, dass wirkliche Güte und echte Heiligkeit nur in Gott allein ist: Des Menschen Herz ist böse von Jugend auf (vgl 1. Mose 8,21).
Von daher wissen wir, wie schnöde wir vor Gott sind, schier unerträglich, denn wir treten Seine Heiligkeit allzu oft mit Füssen. Ja: Jedesmal, wenn wir sündigen, ist das eine Beleidigung von Gottes Majestät! Und wir müssen, wenn wir ehrlich sein und bleiben wollen, zugeben, dass wir ohne Jesus nicht gerettet werden können. Wir Menschen sind nur dann gerettet, wenn wir Jesu Gnadengeschenk von Gott annehmen und uns unter das Blut Jesu stellen, welches Er auf Golgatha für uns vergossen hat. Ansonsten sind wir für immer verloren.
Jesus aber hat uns zu Königen und Priestern gemacht. Das aber nimmt uns in die Pflicht. Könige und Priester sind für das Wohl und Wehe der Menschen verantwortlich. Auch wenn der Alte Fritz - Friedrich der Große - wohl kaum ein wiedergeborener Christ war, so können wir einen Satz von ihm beherzigen; er verstand sich als erster Diener seines Staates. So haben wir, wenn wir Jesu Worte ernst nehmen, Diener zu sein. Der Menschen Sohn selbst ist gekommen, um zu dienen und sich nicht dienen zu lassen (vgl. Markus 10,45).
Als Christen sind wir zugleich Kinder Gottes und damit Geschwister einer großen, weltweiten Familie. Als solche sollen wir Ihm dienen, als solche sollen wir untereinander Liebe erweisen, damit wir ein Licht der Welt sind.
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