Im 1. Korintherbrief 10,31 lesen wir:
"Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre."
Dieser Satz hat mich zum Nachdenken gebracht, denn wie oft essen wir gedankenlos? Es ist ja nicht nur die Tüte Chips oder die Dose Erdnüsse, die wir vor dem Fernsehen gedankenlos zu uns nehmen, es ist auch nicht nur der Burger zwischendurch, den wir uns auf die Schnelle mal gönnen, sondern es ist ein generelles Problem: Kaum jemand betet noch vor, geschweige denn noch nach dem Essen. Nur Wenige bitten Gott um den Segen vor der Einnahme der Speisen und danken Ihm danach für das, was Er uns geschenkt hat. Wenn man zugibt, dass man vor dem Essen betet, dann kommt der völlig veraltete und ohnehin alles Andere als geistreiche Witz: "Das haben wir nicht nötig: Unsere Mutti kann nämlich kochen!" - Dabei wäre dies lediglich ein weiterer Grund, Gott zu danken.
Essen und Trinken sind gar nicht so selbstverständlich, wie es für uns den Anschein hat: Die Generation, die im Nachkriegsdeutschland groß geworden ist, weiß nur zu gut, wie es ist, Hunger zu haben. Wer nichts zum Tauschen hatte, wem die Carepakete nicht zugute kamen, hatte noch ein grösseres Problem, für die Nahrung zu sorgen. Die Menschen verstanden sich auf das "Organisieren". Dabei ging es nicht allein um Mundraub: Man musste sich in jedem Fall zu helfen wissen, und es wurden Sauerampfer und Brenesseln am Wegesrand zur willkommenen Speise genauso wie im Wald wachsende Pilze. Mein Vater hat mir erzählt, wie sie als Jugendliche noch scharfe Granaten, die sie gefunden hatten, in die Mosel warfen, um wenigstens Fisch auf dem Teller zu haben, und selbst im fortgeschrittenen Alter verstand er es, Fische in den Bächen mit der bloßen Hand zu fangen.
In vielen Gegenden der Welt herrschen Dürre und Hunger: Am Bekanntesten ist die Sahelzone, und durch den Einsatz des österreichischen Schauspielers Karl-Heinz Böhm weiß man auch um den täglichen Überlebenskampf in Äthiopien, der mit sehr viel Hunger einhergeht. Ein Kroate erzählte mir einmal, dass auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien streunende Katzen nicht selten in den Kochtöpfen landen, weil die Menschen sonst nicht über die Runden kommen. Im notleidenden Nordkorea fangen die Menschen Fische, weil die Versorgung mit Lebensmitteln entgegen aller anders lautender Propaganda nicht gewährleistet ist. Auch in Deutschland wächst die Zahl der Menschen, die auf Suppenküchen und Tafeln angewiesen sind, und dies gilt immer mehr selbst für diejenigen, die einen qualifizierten Vollzeitjob haben. Ist es da nicht selbstverständlich, Gott zu danken für das, was Er uns gibt?
Dies ist aber nur ein Aspekt dieses Themas: Wer zur Ehre Gottes isst und trinkt, geht bewusst mit den Lebensmitteln um. Als ich noch als Sicherheitsmitarbeiter beschäftigt war, erlebte ich mit, wie Kollegen Pizzen bestellten oder sich etwas aus der Kantine oder dem Mannschaftsheim holten und dann, weil die Augen grösser waren als der Magen, einen nicht geringen Teil wegwarfen: Ihr mitgebrachtes Essen landete dann gleich mit in der Mülltonne. Ist dies nicht eine falsche Mentalität, die Undank erkennen lässt und dem Schöpfer nicht die Ehre gibt?
Ein Weiteres: Wer zu Gottes Ehre isst und trinkt, der tut dies auch bewusst. Es macht einen Unterschied, ob ich wahllos alles in mich hineinstopfe oder ob ich das Essen, das Er mir schenkt, bewusst, dankbar und zu Seiner Ehre zu mir nehme. Wer zur Ehre Gottes trinkt, wird sich wohl kaum dazu verleiten lassen, sich "die Kanne" zu geben. Wir alle kennen das traurige Bild, welches Betrunkene von sich geben, und ich selbst schäme mich noch heute dafür, dass ich hier unzählige Male ein solches Bild abgegeben habe. Dabei geht es nicht darum, das Gläschen Wein oder das Feierabendbierchen zu verurteilen, welche man in Verantwortung sich selbst und Anderen gegenüber zu sich nimmt, sondern darum, dass man stets wissen sollte, wo die Grenzen sind. Man verpasst nichts, wenn man Trunkenheit niemals am eigenen Leibe erlebt: Vielmehr verpasst man Vieles, wenn man betrunken ist.
Essen und Trinken zu Gottes Ehre sind zudem eine fundamentale Entscheidung: Wer zur Ehre Gottes isst und trinkt, richtet auch mehr und mehr sein ganzes Leben auf die Ehre Gottes aus. Das gilt nicht nur für die nahrungsmittelverarbeitenden Berufe wie Landwirte, Bäcker, Konditoren, Köche und Getränkehersteller, sondern auch für alle anderen Berufe. Schließlich üben wir unser Erwerbsleben darauf aus, dass wir uns mit Lebensmitteln versorgen können, dass also das Essen auf den Tisch kommt. Zu Gottes Ehre essen und trinken lässt sich letztendlich nicht von dem Umstand trennen, sich seine Brötchen zu verdienen. Deshalb wird derjenige, der zu Gottes Ehre isst und trinkt, auch seine Arbeit verrichten zur Ehre Seines Herrn. In Kolosser 3,17 steht: "Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn."
Natürlich sind hierin auch diejenigen eingeschlossen, die auf öffentliche und / oder private Hilfen angewiesen sind, weil sie durch Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder sonstigen wichtigen Gründen angewiesen sind. Jemand, der bettlägerig ist, ist nicht in der Lage, Werke zu tun, aber bestimmt kann er ein Gebet sprechen oder vielleicht mit seiner Dankbarkeit dem Pflegepersonal zeigen, dass man sich selbst in widrigsten Situationen in Gottes Hand geborgen wissen darf.
In Worten und Werken alles zu tun im Namen unseren Herrn Jesus schließt ein, dass wir uns bewusst unserer Worte sind und deshalb Gossen sprachliche Worte und schmutzige Reden meiden. Es nimmt uns in die Verantwortung, auch unsere Werke so zu gestalten, dass daraus die Größe und die Güte Gottes ersichtlich wird. Sicher können wir Menschen allenfalls ein schwaches Abbild dessen sein, und wir bedürfen dafür die Gnade, die Hilfe und die Führung unseres Gottes.
Stellen wir uns einmal vor, wir würden alle zur Ehre Gottes reden: Wären dann noch Lügen möglich? Gäbe es da noch Beleidigungen, Mobbing und Verleumdungen? Würde man da gegen Andere hetzen? Würden wir dann noch zweideutige Witze erzählen? Würden wir dann bestimmte, vulgäre Begriffe in unseren Mündern führen? - Wohl kaum!
Und würden wir unsere Werke zur Ehre Gottes tun, dann wären wir doch wohl gefälliger, hilfsbereiter oder nicht? Eine Menge Zeit, die für Reklamationen gebraucht wird, würde gespart, wenn die Menschen ihre Arbeit zur Ehre Gottes verrichten würden. Kirchen und gemeinnützige Organisationen müssten sich nicht um Ehrenamtliche sorgen, wenn die Menschen bereit wären, zur Ehre Gottes zu handeln. Damit hätte sich wohl auch die Klage über die zunehmende soziale Kälte in unserem Land als auch die Klage über die Dienstleistungswüste Deutschland erledigt.
Wenn Gott von uns verlangt, dass wir zu Seiner Ehre reden, leben und handeln, dann denkt Er dabei nicht an sich, sondern an uns: Gott hat uns schließlich im Grunde nicht nötig; Gott genügt sich selbst. Gott liebt uns unendlich und möchte deshalb, dass es uns gut geht, und Er weiß, was gut für uns ist. Leben wir also zu Seiner Ehre, dann tun wir uns selbst einen Gefallen. Dabei hoffe und bete ich, dass ein Satz zu meiner und unserer Maxime wird: "Ehre sei Gott in der Höhe ... (Lukas 2,14). Das sangen die Engel als sie den Hirten die Frohe Botschaft von der Geburt unseres Heilandes verkündeten.
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