Wer es mit Gottes Geboten genau nimmt, dem ist der Spott der Massen sicher: Man wird als engstirnig, kleingeistig, spießig und fundamentalistisch abgestempelt. Schnell hat man den Ruf weg, ein pedantischer Fundamentalist zu sein. Die Frage, was so schlimm daran ist, die ein oder andere kleine Sünde zu begehen, hört man häufig.
Die Antwort ist einfach und einleuchtend, wenn auch wenig akzeptiert: Jede auch noch so kleine Sünde ist nämlich ein Dammbruch; man entzieht Gott das Vertrauen, man lehnt Ihn als Schöpfer ab. Wer meint, Gott würde bei "kleinen" Sünden schon ein Auge zudrücken, übersieht die absolute Heiligkeit Gottes, die es wirklich nicht ertragen kann, eine auch noch so unbedeutend erscheinende Sünde zu begehen.
Darüber hinaus ist es eine Tatsache, dass jede Sünde konzentrische Kreise zieht: Der gestohlene Apfel führt zumindest zu der Lüge, dass es ja unbedeutend sei, und so entschärft, desensibiliert man sein Gewissen. Am Ende ist es dann nicht mehr "nur" der Apfel: Es bleibt nicht bei diesem Apfel, man stiehlt weitere, man stiehlt am Ende mehr und Wertvolleres. Und auch das wird dann relativiert.
Schnell begnügt man sich mit billigen Ausreden: "Das macht doch jeder!" Oder: "Wenn ich das nicht tue, dann macht es ein Anderer!" Wir sind aber nicht für die Taten der Anderen verantwortlich, sondern für die Unsrigen. Es spielt ja auch keine Rolle, ob Andere grössere Lügner und Betrüger sind als wir, wenn wir z. B. wegen Steuerhinterziehung vor Gericht stehen. Es macht die eigene Tat nicht besser, wenn Andere das Gleiche tun.
Wer "kleine" Sünden als erlaubt ansieht, macht sich sehr viel vor: Die Erkenntnis, dass auch Kleinvieh Mist macht, gilt selbstverständlich auch hier. Kleine Lügen, kleine Diebstähle, kleine Betrügereien läppern sich auch zu einem großen Misthaufen zusammen. Und auch der, der Opfer kleiner Lügen und kleiner Betrügereien wird, wird am Ende misstrauisch.
Zudem ist Sünde immer destruktiv: Nicht nur Vertrauen wird zerstört, nicht nur das Gewissen wird getötet, sondern sie zerstört das menschliche Miteinander, das Zusammenleben schlechthin. Aus Lügen werden Verleumdungen, aus Neid wird Hass und Habgier, die nicht nur bei Diebstahl stehen bleiben, sondern in ihrer letztendlichen Konsequenz zu Mord und Totschlag führen.
Doch auch schon vorher führt Sünde zu schlimmen Konsequenzen: Lieblosigkeit, Mobbing und Verleumdung führen zu seelischen Wunden, die oft sehr schwer wiegen. Wer ständig ausgegrenzt wird, vereinsamt nicht nur, sondern bekommt in aller Regel Depressionen. Besonders schwer haben es Missbrauchs- und Vergewaltigungsopfer, die nicht nur körperlich, sondern vor allem psychisch so schwer geschädigt werden, dass es oft zu Psychosen kommt: Viele Vergewaltigungsopfer werden zu mulitplen Persönlichkeiten. Das heißt: Sie sind nicht nur Lena, sondern auch Marie, Annette, Paula usw.
Die üblen Konequenzen der Sünde offenbaren sich auch anderswo: Wie viele alte Menschen sterben allein in ihren Wohnungen? Vergessen von ihren Kindern und Angehörigen, fühlt sich niemand verantwortlich. Wie traurig ist es doch, wenn der überfüllte Briefkasten nicht wahrgenommen wird und der einsame alte Mensch erst nach Monaten tot gefunden wird, weil sich die Nachbarn über den Gestank, die eine verwesene Leiche irgendwann abgibt, beschweren! Um wie viel besser stünde es mit unserem Sozialstaat, wenn Familien sich nach biblischen Vorgaben ausrichten? Es gäbe weniger seelische Erkrankungen, mehr Solidarität in Familien, weniger Vereinsamung. Kinder würden lernen, Verantwortung für sich selbst, für ihre Familienmitglieder, aber auch für Schwache zu übernehmen. Dass sich immer weniger Menschen in sozialen Vereinen engagieren, hängt auch damit zusammen, dass unsere Familien nicht mehr das sind, was sie einmal waren.
Das Halten der biblischen Gebote allerdings bringt Segen: Wo man die Wahrheit sagt, da entsteht Vertrauen. Wo nicht gestohlen wird, stößt man auf offene Türen. Wo es keine Verleumdung und kein Mobbing, kein Neid und keine Habgier sind, entsteht das Wir. Gemeinsam kann man doch Aufgaben viel besser lösen als wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht.
Dabei geht es nicht allein um notwendige, ehrenwerte und wichtige Hilfen, die als geliebte christliche Nächstenliebe ihren Sinn haben und denen ich grössten Respekt zolle: Dort, wo die Liebe herrscht, die Jesus Christus uns geboten hat, da trifft man sich, da kommt man zusammen, da macht man Vieles gemeinsam. Wer findet es nicht wunderbar, mit guten Freunden Fußball zu spielen, zusammen zu grillen oder gemeinsam beim Kaffeeklatsch sich Rezepte auszutauschen? Wir kommen doch dann in die viel beschworene Bürgergesellschaft mit der vielzitierten "Win-Win-Situation". Und dieses Gewinnen beschränkt sich ganz gewiss nicht auf rein materielle Werte: Wer in einem gesunden sozialen Umfeld lebt, fühlt sich ohnehin besser, auch wenn er materiell gesehen arm ist.
Stellen wir uns vor, wir ehren die Alten wie die Bibel es uns sagt: Dann profitieren wir von deren Erfahrungen, von deren Wissen und von deren Weisheit. Im Alter hat man gelernt, Dinge gelassener zu sehen. Wie viel Tipps hat ein pensionierter Handwerker, eine gestandene Hausfrau denn auf Lager? - Eine ganze Menge jedenfalls! Unsere Unternehmen hätten einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, wenn sie nicht schon Dreißigjährige zum alten Eisen stempeln würden.
Wie viel Streit und der damit verbundene Stress würden vermieden, wenn wir uns an die in der Bergpredigt gebotene Sanftmütigkeit und Friedfertigkeit halten würden? Unsere Polizei, unsere Gerichte hätten auf alle Fälle weniger zu tun, und es gäbe ganz sicher auch weniger Magengeschwüre.
Es ist also nicht kleinkariert, sich exakt an Gottes Gebote zu halten, sondern es wird zum Segen für uns selbst, weil wir dann einen klareren Blick für das Eigentliche, Wesentliche haben. Wer nicht andauernd abweicht, kommt zum Ziel, wer aber immer nach rechts und links ausschert, kommt niemals an.
|