Die Zehn Gebote, die wir im 2. Mose 20,1-17 finden, sollten der Leitfaden für unser Leben sein. Sie regeln unser Verhältnis zu Gott und den Menschen.
Die ersten vier Gebote zeigen auf, wie unser Verhältnis zu Gott sein sollte. Die Orientierung auf Gott hin ist das einzige Fundament, das wir haben, um ein wirklich moralisch-ethisch einwandfreies Leben zu führen. Ohne sie verlieren wir letztendlich ein vernünftiges Verhältnis zu unserem Nächsten.
Ich gehe nun die Gebote einzeln durch:
Erstes Gebot: "Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!"
Natürlich gilt dieses Gebot zunächst für die von Menschen gemachten Götzen aus Holz oder Bronze, aus Erz oder Gold. Die Götzen im Götterpantheon der heidnischen Religionen sind tot, sie existieren nicht, sie sind Fantasieprodukte.
Es gibt nur den einen lebendigen Gott der Bibel, auf den wir schauen dürfen und der sich um uns kümmert. Er selbst hat sogar die Haare auf unserem Kopf gezählt. Mit toten Götzen verzetteln wir uns nur und errichten einen Bürokratismus, der uns den Blick für das Eigentliche nimmt. Unsere Gebete zu toten Götzen sind Zeitverschwendung, die uns schaden, eine Sünde, die uns von dem Gott, der lebt, entfernt.
Aber auch unsere heutigen Götter sind gemeint: Wir dürfen Fussball- oder Sportstars, Film- oder Schlagergrössen nicht zu Ersatzgöttern machen; sie sind auch nur Menschen. Wir dürfen aber auch nicht Rasse und Nation vergöttern wie einst die Nazis. Wir dürfen nicht die Jugend, die Schönheit und so viel anderes zum Götzen erheben. Damit setzen wir unsere Prioritäten falsch.
Der Gott der Bibel genügt; Er ist real, Er lebt, Er kennt und Er sorgt für uns. Er allein kann und will uns helfen. Er will uns schützen, uns führen, weil Er weiss, was gut für uns ist.
Zweites Gebot: "Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten."
In den heidnischen Religionen wurden oft Bildnisse gemacht; das goldene Kalb, um das einst die Kinder Israels in der Wüste Sinai tanzten, war so ein Bildnis, das sich an die Bildnisse der ägyptischen Religion anlehnte. In vielen heidnischen Religionen finden wir Tiere, die zu Götzen erhoben werden:
Hindus verehren den weissen Elefanten als eine Gottheit; für sie sind Kühe heilig. Katzen waren die heiligen Tiere der Ägypter. Sogar Pflanzen werden verehrt: Die Eiche war für die Germanen ein heiliger Baum. Auch Naturerscheinungen mussten herhalten: Donner und Blitz wurden von den Germanen angebetet. Doch die Anbetung derselben macht keinen Sinn: Tiere, Bäume und Naturerscheinungen sind in der Gewalt des Einen, dem einzig die Anbetung gebührt: Gott!
Ihm gebührt Lob und Anbetung, Liebe und Verehrung. Ihm können und dürfen wir alles sagen. Er hat Augen zu sehen und Ohren zu hören. Die Bildnisse haben keine Augen, keine Ohren, keinen Mund: Sie sind tot.
Der Gott der Bibel ist aber der Lebendige, der Versorger aller, die an Ihn glauben.
Drittes Gebot: "Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht."
Wie oft sagen wir "Gott sei Dank" ohne es so zu meinen? Wie oft sagen wir "Gottlob" ohne Ihn wirklich loben zu wollen? Gott ist hier nur noch ein Füllwort, eine Redewendung, die gedankenlos daher gesagt wird.
Aber nicht nur so wird der Name Gottes missbraucht: Falsche Eide werden mit dem Zusatz "... so wahr mir Gott helfe" geschworen. Oft wird gesagt: "Ich schwöre bei Gott ...", um eine faustdicke Lüge glaubhaft zu machen.
Und mit dem Namen Gottes wird geflucht: "Gottverdammt" oder "Oh Gott, oh Gott!" sind zu Schimpfwörtern geworden.
Gottes Name wird missbraucht in schlechten Witzen, in denen Gottes Allmacht lächerlich gemacht werden soll. Gottes Name wird missbraucht, wenn wir in Ihm einen alten, senilen Opa sehen, der unsere Sünden schon verzeiht oder vergisst oder gar nicht wahrnimmt.
Dieser Missbrauch wird uns eines Tages das Genick brechen; jeder, der das tut, wird eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen werden!
Viertes Gebot: "Gedenke des Sabatttages, dass Du ihn heiligst!"
In sechs Tagen schuf Gott die Welt, am siebten ruhte Er. Gott will, dass wir auch zur Ruhe kommen, uns einmal erholen, Luft holen können, entspannen. An diesem Tag sollen wir aber auch an Gott denken, Ihm die Ehre geben, Ihm danken, Ihn loben, damit uns wieder bewusst wird, wie gut Er zu uns ist. Wir sollen uns bewusst machen, dass Er heilig ist und in Seiner Majestät Lob, Preis und Ehre verdient hat. Wir sollen Ihn anbeten, Ihm danken für unser Leben. Wir sollen uns klar werden, dass Er der Schöpfer ist und wir nur sicher in Seiner Hand sind, dass Seine Gebote uns zum Besten dienen. Die Heiligung des Sabatttages soll uns wieder auf Gott ausrichten und das korrigieren, was uns von Ihm trennt.
Fünftes Gebot: "Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass du lange in dem Lande lebest, dass der Herr, dein Gott, dir geben wird!"
Vater und Mutter ehren geschieht in dem Bewusstsein, was unsere Eltern für uns getan haben: Unsere Mütter haben uns unter Schmerzen geboren, unsere Väter haben uns ernährt. Unsere Eltern trösteten uns, wenn wir weinten. Sie lehrten uns sprechen, laufen und vieles mehr. Sie stehen uns oft noch dann mit Rat und Tat zur Seite, wenn wir erwachsen sind. Oft unterstützen sie uns finanziell, wenn wir eine Familie und / oder eine Existenz gründen. Jedenfalls geben sich unsere Eltern sehr viel Mühe, sie helfen uns so gut sie können. Da ist Dankbarkeit nicht zuviel verlangt.
Sie zu ehren ist aber mehr als nur ein Lippenbekenntnis: Wer seine Eltern ehrt, ist für sie da, wenn sie alt und krank sind. Sicher: Oft geht es nicht anders als dass die Eltern in ein Pflegeheim müssen, weil dort die medizinische und pflegerische Versorgung besser geleistet werden kann. Doch es darf nicht sein, dass Eltern dorthin abgeschoben und vergessen werden. Wenn man Eltern in eine Pflegeeinrichtung bringen muss, dann ist es nicht verboten, sie zu besuchen, nicht nur am Muttertag, nicht nur zum Geburtstag, nicht nur zu Weihnachten.
Es sollte für uns selbstverständlich sein, unsere Eltern zu versorgen zu gut wir können, für sie da zu sein, wenn sie nicht mehr können statt uns abzuwenden.
Der Jugendwahn unserer Tage ist doch nicht die Lösung: Damit betrügen wir uns um die Erfahrungen unserer Eltern, um ihr Wissen, ihre Weisheit. Ehren wir unsere Eltern, ihr Lebenswerk, ihre Erfahrung. Das tut uns selbst gut.
Sechstes Gebot: "Du sollst nicht töten!"
Genau genommen heisst es: "Du sollst nicht morden!" Und dies ist ein wichtiges Gebot. Es setzt die Ehrfurcht vor dem Leben voraus. Die Vitalität einer Gesellschaft hängt davon ab. Dort, wo Mord und Totschlag herrscht, gibt es nur Angst und keine Zukunft. Der Wilde Westen mit seinen Revolverhelden - Billy, the Kid, Wyatt Earp und viele Andere gab es wirklich, auch wenn sehr viele Sagen um sie gewoben sind - behinderte seinen Fortschritt selbst. Der Satz - "Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer!" - ist derart menschenverachtend, dass man es nicht beschreiben kann. Wie viel Weisheit ist uns durch die Auslöschung ganzer Indianervölker verloren gegangen?!
Die Tötung von Menschen ist niemals gut, sie gräbt uns das Wasser ab. Bandenkriege im Rotlichtmilieu oder unter Rockern treffen selbst Unbeteiligte. Angst und Schrecken, die lähmen, sind oft die Folge. Sogar unter Jugendlichen entstehen Bandenkriege, die immer öfter tödlich enden.
Wir bringen aber auch Ungeborene um: Behinderte dürfen noch bis kurz vor ihrer Geburt abgetrieben - also getötet - werden.
Haben wir uns einmal überlegt, welch grässliches Menschenbild dahinter steckt? Haben Menschen nur deshalb kein Lebensrecht, weil sie schwerbehindert sind, weil sie vielleicht hochkarätige geistige Behinderungen haben? Das erinnert mich - mit Verlaub - an die düstersten Stunden deutscher Geschichte, in denen die Nazis Behinderte als Kostenfaktoren eliminieren wollten.
Und wie viele Künstler, Erfinder, Entdecker hat uns die aktuelle Abtreibungspraxis gekostet? Fällt uns nicht auf, dass die Tötung unserer Ungeborenen erst das demografische Desaster geschaffen hat, in dem wir uns befinden, eine Katastrophe, die sich noch verschärfen wird?
Der Tod auf Wunsch, die Sterbehilfe, die Selbstmordbegleitung als "humanes, selbstbestimmtes Sterben" sind doch nur Schönredereien! Letztendlich sollen mit der Tötung von Pflegebedürftigen und Alten unsere Sozialsysteme saniert werden!
Haben Pflegebedürftige und Alte, Behinderte und Kranke keine Daseinsberechtigung? Leben ist immer lebens- und liebenswert.
Hilfsbedürftige sind zugleich eine Herausforderung, die unseren Charakter zum Positiven formen kann. Wenn ich Behinderten half, dann habe ich einen Dank erfahren, der mich selbst bereichert hat. Und oft hatten sie Ideen und Sichtweisen, von denen ich selbst sehr viel gelernt habe. Ja, darunter waren selbst hochgradig "Geistesgestörte", von denen ich oft die Dinge anders zu sehen lernte.
Siebtes Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen!"
Nun denn: Man ist doch noch jung, man will doch was erleben, und was ist denn schon dabei? Es ist doch nur ein bisschen Sex, ein schnelles Abenteuer, ein bedeutungsloser One-Night-Stand. Was soll's?
Doch mit der Treue ist es so wie mit allem anderen: Entweder man ist treu oder man ist es nicht! Entweder habe ich mich für einen Partner entschieden oder man hat es nicht! Entweder man steht zusammen in guten und in schlechten Zeiten oder man tut es nicht!
Die Ehe ist die Grundlage einer gesunden Familie; nur wenn Mann und Frau sich treu sind, können sie Leben weiter geben und Kindern Werte und Festigkeit weiter geben. Von ihren Eltern lernen die Kinder, Konflikte zu lösen, zueinander zu stehen, Wort zu halten.
Ein Ehebruch ist immer auch ein Vertrauensbruch. Und es ist eine Frage der Disziplin, der Selbstbeherrschung und der Selbstachtung, zu seinem Partner zu stehen, ihm auch in geschlechtlicher Hinsicht treu zu bleiben. Dadurch entsteht Ehrlichkeit, Vertrauen, ein festes Fundament für ein faires Miteinander und ein gutes Füreinander.
Achtes Gebot: "Du sollst nicht stehlen!"
Ladendiebstahl ist längst schon ein Volkssport geworden; Untersuchungen zur Folge sind es sogar die eigenen Mitarbeiter, die ein Unternehmen am meisten bestehlen. Es geht hier nicht nur um ein paar Büroklammern oder ein paar Kulis. Oft werden Werte gestohlen, die horrent sind.
Auch hierbei geht es darum, ob wir ehrlich sind, ob wir fair miteinander umgehen wollen, ob wir einander vertrauen können und wollen. Es geht auch um die Existenz von Betrieben, um Arbeitsplätze, um die Existenzen von Einzelnen und Familien: Wenn ein Betrieb zu oft bestohlen wird, dann geht er pleite, was dann Lieferanten in Mitleidenschaft zieht, was Arbeitslosigkeit nach sich zieht mit Einzel- und Familienschicksalen.
Stehlen ist aber auch respektlos, es zeugt von der Nichtachtung fremden Eigentums. Es zeigt, dass wir Andere nicht wert schätzen.
Neuntes Gebot: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten!"
Eine chinesische Weisheit besagt, dass Zungen keine Knochen haben, aber Knochen brechen können: Da ist sehr viel dran! Verleumdung, das falsche Zeugnis, hat schon viele Existenzen ruiniert. Verleumdung ist das Werfen mit Schmutz, und es bleibt immer Dreck hängen. In Betrieben wird durch das Mobbing viel falsch Zeugnis geredet; mancher Mitarbeiter verliert seinen Job, rutscht in Hartz IV, wird seelisch krank, nur weil man ihm Fehler unterstellte, die er nicht zu verantworten hatte. Andere geraten unter falschen Verdacht.
Vielleicht wurden sie auch schon verleumdet, zu Unrecht angezeigt oder gekündigt. Vielleicht haben sie eine Stelle nur deshalb nicht bekommen, weil dort jemand sagte, sie seien unqualifiziert, obwohl das nicht stimmt. Wer falsch Zeugnis über andere abgibt, zerstört diesem Chancen und Perspektiven.
Ein richtiges Zeugnis dagegen deutet von Objektivität, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Wer anderen ein richtiges Zeugnis ausstellt, wer seinen Nächsten so sieht wie dieser ist, betrügt sich auch nicht selbst. Falsches Zeugnis zerstört die Brücke zu meinem Gegenüber, ein richtiges dagegen findet ein Weg zu ihm.
Zehntes Gebot: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat."
Kennen wir das nicht? Wir wollen unseren Nachbarn, unsere Arbeitskollegen, unsere Vereinskameraden übertreffen. Wir wollen das, was er hat, auch haben. Wir wollen das haben, was ihm ist. Wir benehmen uns wie kleine Kinder, die ausgerechnet das Spielzeug haben wollen, dass das andere Kind hat. Und wenn wir es nicht bekommen, dann soll es der Andere auch nicht haben. Wir wollen unseren Nachbarn um Haus und Hof bringen.
Wir begehren oft die Frau des Nächsten, weil sie ja vermeintlich interessanter und hübscher ist als die eigene Ehefrau, doch wenn wir sie dann "haben", dann lassen wir sie wieder fallen. Und freuen uns dann noch, dass wir ihm diese ausgespannt haben und werden nicht gewahr, dass wir dann unsere eigene Frau verlieren.
Und wie oft werden Knechte und Mägde - die Mitarbeiter eines anderen Unternehmens - abgeworben, um der Konkurrenz zu schaden? Am Ende schadet man sich selbst, weil man sich diese Mitarbeiter nicht leisten kann. Man ruiniert sich den eigenen Ruf.
Haben wollen, unberechtigt begehren, macht undankbar und blind. Es verhärtet unser Herz. Wir sehen nicht mehr das, was wir haben. Wir wollen, wollen, wollen. Wir schrabben und gieren. Und am Ende sind wir arm: Arm an Menschlichkeit, arm an Freude, arm an Charakterstärke, arm an Herzlichkeit. Wer hingegen einem anderen seinen Besitz gönnt, kann sich an dem freuen, was er selbst hat.
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